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Außenansicht der MyWayBettyFord Klinik

(K)ein Leben mit Drogen: Wenn Wahn und Beziehungslosigkeit das Leben bestimmen

Aus dem Leben eines MDPV-Süchtigen

Bad Brückenau, November 2016 – Blass und bedrückt steht Franz Fischer an der Rezeption der My Way Betty Ford Klinik. Doch seine Lethargie kann auch schnell in heftige Aggressivität umschlagen, in Verfolgungswahn oder Handlungen, die von den Stimmen in seinem Kopf bestimmt werden. Der 35-Jährige konsumiert seit über vier Jahren MDPV. Mengen kann er schon lange nicht mehr angeben, da die Designerdroge bereits beim zweiten Konsum abhängig machen kann und als sogenanntes Badesalz auch in unterschiedlichsten Zusammensetzungen bezogen wird. Seine Drogenkarriere begann Fischer schon als Jugendlicher, schaffte nach einem Führerscheinentzug mit Mitte 20 dann aber die Abstinenz. Als mit 31 eine Krebserkrankung diagnostiziert wurde, griff er erneut zu Drogen – diesmal zu MDPV. Nun hat er sich für sechs Wochen zur Entgiftung und Entwöhnung in der Klinik angemeldet.

Fischer wird in ein bereits angespanntes Umfeld geboren. Ein Bruder ist früh gestorben, seine Schwester lebensbegrenzend erkrankt. Als Fischer ein Jahr alt ist, trennen sich die Eltern. Seine Kindheit verbringt er zunächst bei der unsteten Mutter und ihren wechselnden Partnern. Später zieht er zum Vater, zu dem das Verhältnis ebenfalls schwierig ist. Als dessen neue Frau fordert, den Kontakt zu seinem Sohn abzubrechen, habe der Vater nachgegeben, so erlebt es Fischer.

Er erfährt früh und wiederholt körperliche Misshandlungen, hat keine feste Bezugsperson und zunehmend Schwierigkeiten, im Leben zurecht zu kommen. Er schließt sich einer Gruppe von Jungen an, die ein älterer, alkoholabhängiger Mann um sich schart. Aus dieser Zeit erinnert sich Fischer an ein Gefühl von Heimat, aber auch an Drogenkonsum, körperliche Auseinandersetzungen und verschiedene kleinere Delikte. „Dabei habe ich oft Glück gehabt“, sagt er rückblickend. Bereits mit 13 macht er auf Partys erste Erfahrungen mit Alkohol. Schnell folgen Cannabis, Speed, Ecstasy, Kokain, LSD, Pilze, gelegentlich Psychopharmaka – wild durcheinander nimmt er alles, was verfügbar ist, bis auf Heroin. Mit fortschreitender Pubertät ist er kaum noch zu Hause, die Schule bricht er ab. Während eines Internatsaufenthaltes wird er zusammen mit anderen Schülern gezwungen, sich nackt auszuziehen und sich gegenseitig zu berühren. An weitere Vorkommnisse kann er sich nicht erinnern. Sein Leben läuft weiter aus dem Ruder.

Als er mit 25 Jahren wegen Fahrens unter Drogen den Führerschein verliert, schwört er Drogen und Alkohol ab und schafft die Abstinenz ohne Entgiftung oder Entwöhnung. Nach einer technischen Ausbildung und dem nachgeholten Abitur beginnt er ein Maschinenbau-Studium. Alles läuft eine Weile in geregelten Bahnen, es geht ihm gut. Doch dann erkrankt er an Hautkrebs, da ist er gerade mal 31. Sein Leben steht auf dem Spiel. Ein malignes Melanom wird operativ entfernt, er durchläuft eine Chemotherapie. Fischer kapselt sich von seinem Umfeld ab und schmeißt nicht nur kurz vor dem Abschluss das Studium, er greift auch erneut zu Drogen, diesmal zu MDPV (Methylendioxypyrovaleron). Emotionale Unterstützung erfährt er nicht. Seit circa 2008 wird MDPV als Designerdroge verkauft, in der Szene auch unter den Namen Cloud Nine, Monkey Dust, Magic, Super Coke und anderen. Vor allem über die körperlichen Auswirkungen war wenig bekannt und die Substanz wegen der neuen Zusammensetzung noch nicht vom Gesetzgeber erfasst. In den Vereinigten Staaten wurden MDPV und andere sogenannte psychotrope Substanzen teilweise sogar unter der irreführenden Bezeichnung Badesalze lediglich mit dem Hinweis „nicht zu Verzehr geeignet“ versehen und legal vertrieben. In Deutschland ist MDPV erst seit dem 26. Juli 2012 im Betäubungsmittelgesetz gelistet und damit illegal.

Seit inzwischen fünf Jahren konsumiert Franz Fischer neben anderen Substanzen vor allem MDPV. Die Wirkung der Droge wird physisch mit erhöhtem Herzschlag, erhöhtem Blutdruck, Gefäßverengung und starkem Schwitzen beschrieben und ähnelt insgesamt sehr den MDMA-Substanzen (Ecstasy und andere). Die Abhängigkeit von MDPV entsteht vor allem im psychischen Bereich. Hier reicht die Wirkung von erhöhter Wachsamkeit und Unterdrückung der Müdigkeit über erhöhte geistige Erregung, Unruhe und Ruhelosigkeit bis hin zu gesteigertem sexuellen Bedürfnissen, Paranoia und Psychosen. Diese Symptome beschreibt auch Franz Fischer. Er leidet zunehmend unter Psychosen, unter Verfolgungswahn, er hört Stimmen. Sein gesteigertes sexuelles Verlangen ist mit Unruhe und Umtriebigkeit verbunden – ein Erleben, das er bereits von früher kennt. Er vernachlässigt seinen Freundeskreis und seine Interessen, zieht sich zunehmend zurück, distanziert sich auch von seiner Frau und seinen Zwillingstöchtern. Zunächst fokussiert er sich noch auf seine Arbeit im Unternehmen, bis er sich auch davon zurückzieht. Aus ihrer Sorge heraus drängen sein Vater und seine Frau auf ein gemeinsames Gespräch, was er als Verschwörung gegen sich und einen Vertrauensbruch empfindet. Sein Verfolgungswahn und auch die Stimmen verstärken sich. Um sich der Situation zu entziehen, stürzt er sich verstärkt in den Drogenkonsum und verschwindet ohne Abschied. Zwei Monate später tauchte er wieder auf, irgendwo, kann sich an die genauen Abläufe nicht erinnern. Er weiß nur, dass er unruhig, ziellos und getrieben umhergeirrt war auf der Suche nach diversen Reizen, ohne Befriedigung finden zu können. Seine Frau verlässt ihn, als er sich während einer besonders intensiven Drogenepisode selbst die Haut aufschneidet in der Überzeugung, in seinem Körper hätten sich Tiere eingenistet.

Seine Versuche, von den Drogen loszukommen, scheitern. Eine zweiwöchige Phase des Drogenverzichts ohne medizinische Unterstützung ist von einem ausgeprägten Suchtverlangen, dem sogenannten Craving, extremer Müdigkeit und viel Schlaf gekennzeichnet. Danach setzt er den Konsum fort. Auf Drängen seiner Familie stimmt er einer Entgiftung zu. „Die Zeit war schrecklich, deutlich schlimmer als ein Kokainentzug. Die Anspannung war extrem, ich hatte starke körperliche Schmerzen. Danach sollte ich zu einer suchtbezogenen Rehabilitation. Die habe ich abgebrochen. Ich kam mir vor wie in einem Obdachlosenheim“, schildert er seine Erinnerungen an diese Zeit. Danach lehnt er weitere Therapien ab.

In der Betty Ford Klinik wird er zunächst engmaschig ärztlich betreut, erste psychiatrische Gesprächseinheiten zur psychischen Stabilisierung finden statt. Jeden Tag hat er Einzel- und Gruppengespräche. Nach und nach kommen verschiedene Verfahren zum Einsatz, die den jungen Mann dabei unterstützen sollen, Einsicht in seine Krankheit zu gewinnen und diese zu stabilisieren. In den Gesprächen wird neben der Krankheitsakzeptanz auch seine Auseinandersetzung mit dem Suchtmittelgebrauch und mit möglichen Scham- und Schuldgefühlen gefördert. Die Beschäftigung mit diesen Themen in täglich geführten Gesprächen ist ein wichtiger Baustein in der Entzugstherapie der Betty Ford Klinik, mit dem sie sich vor allem von staatlichen Kliniken abhebt.

Ein zentrales Thema in der Therapie sind für den Patienten der Schutz seines Selbstwertes und die für ihn notwendige Abgrenzung. Erst durch die Gespräche wird ihm bewusst, wie früh er in der Beziehung zu seiner Mutter bereits einer erheblichen Instabilität ausgesetzt war. Hinzu kamen die geschilderten traumatischen Erfahrungen von Trennung und Verlassenwerden einerseits, von Gewalt, Übergriffigkeit und Missachtung seiner persönlichen Grenzen andererseits. Als Kind und Jugendlicher war er diesen Situationen schutzlos ausgeliefert, der frühe Drogenkonsum kann als Abwehr und Kompensationsversuch aufgefasst werden. Das Melanom lösten vermutlich die alte Traumatisierung und unbewältigte Konflikte aus, sodass auch hier das erlernte Verhalten des Drogenkonsums zur Bewältigung von Überforderung und erlebter Hilflosigkeit reaktiviert wurde. Da ihm die Drogen gleichzeitig zur Affektregulation und Impulskontrolle dienten, rutschte Fischer erneut in den Teufelskreis. Im Rahmen der Therapie lernte er die Technik des „Sicheren Ortes“ und Möglichkeiten, auf seine Stabilität zu achten und übermäßigen Stress und Überforderung zu vermeiden.

Gefühle sind für Fischer insgesamt ein schwieriges Thema; auch Nähe zu sich und anderen ist ihm nicht oder nur eingeschränkt möglich. „Ich muss mich immer bewegen, brauche irgendeine Stimulation. Ruhe und Stille? Das macht mir Angst“, schildert er sein Getriebensein zu Beginn der Therapie. Da er schnell eine relativ tragfähige Beziehung zu seinem behandelnden Therapeuten aufbaut, kann er sich nach einer Weile etwas tiefer öffnen. Der bessere Zugang zu seinen Gefühlen begünstigt die Selbstabgrenzung und Impulskontrolle. Auch seine Kontaktfähigkeit und sein Kommunikationsvermögen nehmen zu. Franz Fischer hat in der Betty Ford Klinik wichtige Meilensteine erreicht.

Nach sechs Wochen kann der 35-Jährige körperlich, seelisch und geistig stabilisiert nach Hause entlassen werden. Die Therapeuten schätzen seine Stimmung und seinen Antrieb als gestärkt ein, auch Kontakt zu seinem Umfeld konnte er wieder leichter aufnehmen. Auch wenn sein Allgemeinzustand von einer Arbeitsfähigkeit noch weit fern ist, so ist doch seine Leistungsfähigkeit insgesamt leicht erhöht. Entscheidend wird jedoch sein, ob und wie Franz Fischer sich in seinem gewohnten Umfeld mit seiner Krankheit auseinandersetzt. Er hat in der Therapie leidvoll erkannt, wie viel Kraft und Energie es ihn kostet, der Sucht dauerhaft zu widerstehen. Seine Intelligenz, Kreativität, Lebenskraft und sein bereits mehrfach unter Beweis gestelltes Durchhaltevermögen begünstigen aus Sicht der Therapeuten seine Prognose. Um jedoch ein Leben führen zu könne, das über ein reines Funktionieren hinaus geht, sind eine längere ambulante Psychotherapie und der Besuch einer Selbsthilfegruppe unabdingbar. Nur so hätte Fischer die Möglichkeit, die in der Betty Ford Klinik gelegte Basis auszubauen und neu zu erlernende Verhaltensmuster in seinen Lebensalltag zu integrieren. Franz Fischer weiß, dass er noch einen langen Weg vor sich hat.

* Die Darstellung entspricht den Tatsachen, Namen und Umstände, die Rückschlüsse auf die Person zulassen, wurden zum Schutz der Privatsphäre jedoch geändert.

Klinikprofil:

Die My Way Betty Ford Klinik in Bad Brückenau ist die führende Sucht- und Entzugsklinik in Deutschland. Mit ihrem intensiven, in Deutschland einmaligen Therapieprogramm wendet sich die Klinik an Privatpatienten und Selbstzahler. Für die Patienten stehen 49 Einzelzimmer zur Verfügung. Diskretion ist an der Klinik oberstes Gebot. Das Kompetenzteam der Klinik hat sich dem Ziel verschrieben, ihre Patienten in eine neue Leistungsfähigkeit ohne Suchtmittel zu begleiten. Die Therapeuten verfügen über langjährige Erfahrung in der Suchttherapie und bieten seit Jahren Fortbildungen für weiterbehandelnde Ärzte an. Vor dem Hintergrund dieser Kenntnisse hat sich die Klinikleitung entschlossen, verstärkt die Aufklärung rund um die Themen Abhängigkeit, Entgiftung und Entzug in der Öffentlichkeit zu unterstützen und für dieses Krankheitsbild zu sensibilisieren. Die My Way Betty Ford Klinik wurde Anfang 2006 eröffnet und erlangte schnell große Bekanntheit in ganz Deutschland.

Adresse:

My Way Betty Ford Klinik® GmbH & Co. KG
Fon: 0800 / 55 747 55
Mail: [email protected]
URL: www.MyWayBettyFord.de

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