Wie verläuft ein Tilidin-Entzug?
Wie bei vielen Medikamenten erfolgt der Entzug von Tilidin fraktioniert, d. h. stufenweise. Allerdings wird es in den wenigsten Fällen ausreichen, die Dosierung nach und nach zu reduzieren. Vielmehr ist es wichtig, auch die Grunderkrankung und die psychische Abhängigkeit zu behandeln. Schließlich entsteht durch die Einnahme von Tilidin zunächst ein hohes Maß an Zufriedenheit, Euphorie und Selbstbewusstsein. Der Betroffene traut sich vieles zu und möchte dieses erhebende Gefühl verständlicherweise so schnell nicht wieder aufgeben. In der My Way Betty Ford Entzugsklinik wird genau diese Problematik in je fünf Einzel- und Gruppentherapien pro Woche aufgegriffen und bearbeitet. Es werden alternative Lösungen entwickelt, die dem Patienten auch ohne Suchtmittel ein gutes Gefühl vermitteln und somit die nachhaltige Abstinenz stärken.
Darüber hinaus werden psychisch bedingte Suchtursachen analysiert, denn nicht jeder Mensch mit chronischen Schmerzen entwickelt eine Medikamentenabhängigkeit. Vielmehr ist zu vermuten, dass bei vielen Betroffenen die Grundlagen für den Griff zum Schmerzmittel bereits in der Kindheit gelegt wurden. Wer bereits hier gelernt hat, Beschwerden und Schmerzen sofort mit einem Medikament zu lindern, wird auch als Erwachsener eher zum Schmerzmittel greifen, anstatt sich aktiv mit dem Schmerz auseinanderzusetzen. Mögliche Lösungsansätze können das Erlernen einer aktiven Schmerzbewältigung und die Teilnahme an Entspannungsverfahren und Kreativtherapien sein.
Die Entgiftung selbst erfolgt über die Umstellung auf ein Mittel mit einer mittleren Halbwertzeit, beispielsweise auf teilbare Tabletten oder Tilidin-Tropfen. So kann die Dosis besser über den Tag verteilt und kleinere Reduktionsschritte gewählt werden. Durch die mittlere Halbwertzeit wird zum einen ein sich steigernder Effekt durch eine lange Halbwertzeit und zum anderen ein zu schneller Wirkstoffabfall im Blut und die damit verbundenen Entzugserscheinungen vermieden. Alternativ kann die täglich zugeführte Menge auch in ein anderes Opioid (beispielsweise L-Polamidon, 0,5%ige Lösung) umgerechnet und nach und nach ausschleichend abgesetzt werden.