Abstinenzmotivation

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Aktualisiert am: 11.06.2021
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Abstinenzmotivation: alles Wichtige in 30 sec.

  • Die Abstinenzmotivation ist die Basis für den Entzugserfolg und muss daher in allen Entzugsphasen ausreichend stark ausgeprägt sein.
  • Unterschieden wird zwischen Therapie- und Änderungsmotivation; beide müssen vorhanden sein, um den Konsum dauerhaft zu beenden.
  • Die Motivation kann entweder vom Suchtkranken selbst (intrinsisch) oder von außen (extrinsisch) stammen.
  • Das Modell von James O. Prochaska unterscheidet fünf unterschiedliche Stadien der Abstinenzmotivation.
  • Während eines Entzugs sollte die Abstinenzmotivation durch eine Stärkung der Ich-Wahrnehmung gefördert werden.
  • Dazu eignen sich vor allem kreative Therapien, Entspannung, Achtsamkeit und Bewegungstherapien.
Inhalt

Ohne den Willen geht es nicht

Suchterkrankungen sind vielseitig und können sich im Verlauf ganz individuell gestalten. So gibt es Menschen, die etwa ein Alkoholproblem recht schnell bemerken und die sprichwörtliche Reißleine ziehen, noch bevor sie ganz in die Suchtspirale abdriften. Andere wiederum verkennen die Gefahr, in der sie schweben, oft über Jahre hinweg und gestehen sich ihre Abhängigkeitserkrankung erst ein, wenn deren negative Auswirkungen auf zahlreiche Lebensbereiche nicht mehr zu ignorieren ist. Doch ganz gleich, ob eine Abhängigkeitserkrankung früh oder spät registriert wird: Die Betroffenen können sich von einer solchen nur dann langfristig befreien, wenn eine entsprechende Abstinenzmotivation gegeben ist. Ohne diese laufen sie auch nach einer erfolgreichen Therapie immer wieder Gefahr rückfällig zu werden und somit früher oder später wieder Alkohol zu trinken oder andere Suchtmittel zu konsumieren.

Was sind gute Gründe für eine Abstinenz?

Alkoholsucht - Warmer oder kalter Entzug: Welche Symptome gibt es?Gute Gründe für eine dauerhafte Abstinenz gibt es viele. Wer keinen Alkohol trinkt oder mit dem Missbrauch von Medikamenten und illegalen Drogen aufhört, fördert die eigene geistige und körperliche Gesundheit, schützt seine Angehörigen und verhindert den Absturz ins soziale Aus. Schon kurze Zeit nach dem Konsumstopp stellen sich die ersten spürbaren Veränderungen ein. So verbessern sich das Hautbild und die Schlafqualität, sobald kein Alkohol mehr konsumiert wird. Lebenswichtige Organe wie Leber und Niere können sich regenerieren und auch die Psyche gelangt allmählich wieder ins Gleichgewicht. Alkohol- oder drogeninduzierte depressive Verstimmungen, Halluzinationen und Psychosen flauen zunehmend ab und bilden sich mitunter sogar vollständig zurück. Auf dieser Basis gelingt es den Suchtkranken leistungsfähiger zu werden, die an sie gestellten Erwartungen im Alltags- und Berufsleben wieder erfüllen und so schließlich ein höheres Selbstwertgefühl zurückzugewinnen. Auch im sozialen Umfeld treten weniger Reibungspunkte auf.

Allerdings stellen sich nicht all diese Verbesserungen mit sofortiger Wirkung ein. Bei manchen Patienten dauert es etwas länger, bis sie erste körperliche und psychische Veränderungen wahrnehmen. Umso wichtiger ist, dass sie ausreichend motiviert sind, um am Ball zu bleiben. Das gilt insbesondere für suchtkranke Personen, die eine Reihe von Komorbiditäten, also Suchtbegleiterkrankungen, ausgebildet haben. Das können etwa Leber- oder Herzerkrankungen, psychische Störungen, Depressionen und irreversible Psychosen sein. In diesem Fall ist es wichtig, dass die Begleiterkrankungen direkt im Rahmen der Therapie mitbehandelt werden, da sie anderenfalls Rückfälle in das Suchtverhalten auslösen können.

Was bedeutet Abstinenzmotivation?

Im Rahmen der Suchttherapie stehen vier Phasen im Fokus:

  • Motivationsphase
  • Entgiftung
  • Entwöhnung
  • Nachsorge

Die einzelnen Phasen gehen unmittelbar ineinander über bzw. sind untrennbar miteinander verknüpft. Nur wenn sie alle ineinandergreifen, kann eine Therapie langfristig zum gewünschten Erfolg führen. Das bedeutet, dass schon in der Motivationsphase die ersten Weichen für die spätere Abstinenz des Suchtkranken gestellt werden. Dabei wird zwischen unterschiedlichen Motivationsstadien und -formen unterschieden. Damit die Enthaltsamkeit dauerhaft im Leben etabliert werden kann, muss die Abstinenzmotivation in allen vier Entzugsphasen und darüber hinaus ausreichend stark ausgeprägt sein.

Was ist der Unterschied zwischen Therapiemotivation und Änderungsmotivation?

Menschen, die von Alkohol, Drogen oder Medikamenten abhängig sind und sich zu einer Entzugstherapie entschließen, sind nicht immer gleichermaßen motiviert. Dabei können selbst feine Abstufungen relevant sein. So gibt es zum Beispiel Alkoholiker, die bereit sind, eine Therapie zu beginnen, allerdings nicht beabsichtigen, dauerhaft mit dem Trinken aufzuhören. Einige von ihnen sehen die Behandlung in einer Klinik eher als notwendig an, um beispielsweise sozialen Druck zu umgehen. Wer etwa seiner Familie zuliebe eine Entgiftung durchführen will oder einem stationären Aufenthalt auf Druck seines Arbeitgebers zustimmt, besitzt zwar eine gewisse Therapiemotivation, ist aber damit nicht zwangsläufig gewillt, tatsächlich etwas an seinem Verhalten zu ändern. Hierfür brauchen Suchtkranke nämlich die sogenannte Änderungsmotivation. Diese setzt sich aus der Suchtakzeptanz und der Bereitschaft, bestimmte Verhaltensmuster zu überwinden, zusammen. Mit dem Substanzkonsum aufzuhören, gelingt normalerweise nur den Patienten, die beide Formen der Motivation aufweisen.

Worin unterscheiden sich intrinsische und extrinsische Motivation?

Wer süchtig nach Alkohol, Medikamenten oder illegalen Drogen ist, erfährt durch den Konsum der Suchtmittel eine Befriedigung seiner Bedürfnisse. Alkohol und andere Suchtmittel werden als u. a. als Problemlöser verwendet und zudem konsumiert, um das Auftreten von Entzugserscheinungen zu vermeiden. Damit sich überhaupt eine Motivation entwickeln kann, muss den Betroffenen erst einmal klar werden, dass sie ein Problem haben. Solange sie die konsumierte Menge Alkohol oder Drogen als unproblematisch einstufen, wird sich bei ihnen keine Abhängigkeitsakzeptanz und damit auch keine Änderungsabsicht ausbilden. Dabei kommt der erste Anstoß für eine Verhaltensänderung häufig von außen. Angehörige, Freunde oder Arbeitskollegen sprechen den Alkoholiker auf seinen auffälligen Alkoholkonsum an und versuchen ihn zu einer qualifizierten Entzugsbehandlung zu bewegen. Daraus entsteht oft eine extrinsische, also von außen kommende Änderungsmotivation. Der Suchtkranke begibt sich in eine Klinik, weil er den ihm nahestehenden Personen keinen Kummer zufügen möchte. Er entscheidet sich zu diesem Schritt aber nicht aus sich selbst heraus. Das wäre der Fall, wenn eine intrinsische Motivation vorläge. Hier erkennt der Süchtige, dass er ein Problem hat und begibt sich aus eigenem Wunsch und eigenem Antrieb heraus in ärztliche Behandlung. Auf lange Sicht sind es vor allem die intrinsisch motivierten Suchtkranken, denen der dauerhafte Weg in die Abstinenz gelingt.

Was besagt das Modell der Abstinenzmotivation nach Prochaska?

Das Transtheoretische Modell (TTM) nach James O. Prochaska basiert auf der Annahme, dass Motivation bzw. Verhaltensänderung sich in verschiedenen Stufen vollzieht. Prochaska unterscheidet hierbei fünf verschiedene Stadien:

  • Absichtslosigkeit
  • Absichtsbildungsstadium
  • Vorbereitungsstadium
  • Handlungsstadium
  • Aufrechterhaltungsstadium

Dieses Modell lässt sich beispielsweise relativ einfach auf die Alkoholsucht übertragen. In der ersten Phase besitzt der Alkoholiker keine Motivation oder Absicht, etwas an seinem Verhalten zu ändern. Er trinkt regelmäßig Alkohol und denkt gar nicht daran damit aufzuhören. Erst mit dem Eintritt ins zweite Stadium entwickelt sich bei ihm die Absicht, prinzipiell etwas an diesem Verhalten ändern zu wollen. Diese Absicht wird im nächsten Stadium konkreter, wenn der Suchtkranke erste Vorbereitungen angeht, sein Konsumverhalten zu verändern. Das kann zum Beispiel ein Termin bei einem Arzt oder in einer Suchtberatungsstelle sein. Geht der Betroffene anschließend noch weiter und tritt ins Handlungsstadium ein, unternimmt er konkrete Anstrengungen, um den Drogen- oder Alkoholkonsum zu stoppen. Hierfür begibt er sich eventuell in eine Entzugsklinik oder lässt sich in einem ambulanten Entzug medizinisch begleiten. Sind die körperliche Entgiftung und psychische Entwöhnung abgeschlossen, geht es um die Aufrechterhaltung der Abstinenz im Alltag. Hierfür ist es sinnvoll, sich nach dem Klinikaufenthalt in Selbsthilfegruppen oder bei einem ambulanten Psychotherapeuten Hilfe zu suchen. Alternative Versionen des Modells weisen manchmal eine sechste Stufe, das sogenannte „Abschlussstadium“, auf. Dieses ist für Menschen mit einer Alkoholabhängigkeit oder einer anderen Suchterkrankung allerdings nicht passend, weil die Krankheit durch das entstandene Suchtgedächtnis niemals vollständig abgeschlossen oder geheilt ist.

Warum ist die Motivation für die Abstinenz entscheidend?

Immer wieder werden Suchtkranke in Suchtkliniken aufgenommen, die unmittelbar nach der Entgiftung wieder zu trinken beginnen. Ein häufiger Grund für den schnellen Rückfall ist die fehlende Abstinenzmotivation. So lange sie an ihrem Leben und ihrem Konsum nichts ändern wollen, werden sie dies auch nicht tun. Das bedeutet im Umkehrschluss jedoch nicht, dass jeder Süchtige, der ausreichend motiviert ist, sofort mit dem Trinken aufhört und danach nie wieder einen Tropfen Alkohol anrührt. Auch bei bestehender Veränderungsmotivation verlangt der Weg in die Abstinenz viel Arbeit, zahlreiche Entbehrungen und diverse Rückschläge.

Gerade bei Langzeitabhängigen, die schon seit vielen Jahren Drogen nehmen oder Alkohol trinken, ist die Abstinenzmotivation durch ständige Aufs und Abs gekennzeichnet. Immer wieder gibt es Episoden, in denen die Patienten ein besonders starkes Verlangen nach dem Suchtmittel verspüren und in denen sie die Gründe für die Abstinenz am liebsten ganz vergessen und einfach nur trinken wollen.

Ihr Kontakt zur My Way Betty Ford Privatklinik

In unserer Klinik wird die Stabilisierung der Abstinenzmotivation großgeschrieben. Neben der Analyse der Suchtursachen werden Patienten durch eine Stärkung der Ich-Wahrnehmung und die Setzung individueller Ziele zur „zufriedenen“ Abstinenz motiviert, in der sie auch ohne das Suchtmittel Freude am Leben empfinden. Darüber hinaus bieten wir Ihnen:

  • ein langjährig bewährtes und zertifiziertes Therapiekonzept
  • die Entgiftung und Entwöhnung in einem Behandlungsschritt
  • maximale Diskretion und Anonymität durch Aliasnamen
Person steigt eine Treppe herauf und hält eine Fahne in der Hand. Auf einem Schild steht JA zum suchtfreien Leben.






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