Welche Drogen machen abhängig?
Psychotrope Substanzen gibt es in vielen unterschiedlichen Formen, von denen einige legal, andere wiederum illegal sind. Während Alkohol und Nikotin in Deutschland von Erwachsenen legal konsumiert werden dürfen, fallen Drogen wie Heroin, Amphetamine oder Cannabis unter das Betäubungsmittelschutzgesetz. Sie dürfen (mit Ausnahme von Cannabis auf Rezept) weder konsumiert, noch verkauft werden. Wenn von einer Drogensucht die Rede ist, stehen in der Regel diese illegalen Stoffe im Fokus.
Heroin und weitere Opioide
Als Opioide bezeichnet man eine chemische Gruppe von Substanzen, die in erster Linie eine schmerzunterdrückende, betäubende und euphorisierende Wirkung erzeugen, jedoch das Risiko einer schnell eintretenden Suchtwirkung bergen. Schließlich kann bereits ein einmaliger Konsum eine geistige oder physische Abhängigkeit nach sich ziehen. Darüber hinaus ist auf dem Schwarzmarkt gekauftes, aus Schlafmohn hergestelltes, Heroin meist gestreckt und kann dadurch zusätzliche gesundheitliche Schäden verursachen.
Die Möglichkeiten, Heroin zu konsumieren, sind unterschiedlich. Typischerweise wird die Substanz intravenös, oral, über die Nase oder die Atemwege eingenommen. Die Vorstellung, dass einige dieser Konsumarten weniger stark abhängig machen als andere, ist jedoch falsch. Allerdings unterscheiden sich die Einnahme-Varianten hinsichtlich der aufgenommenen Wirkstoffmenge, so dass mit zunehmender Toleranzentwicklung viele Menschen auf den intravenösen Konsum umsteigen.
Mögliche Symptome einer Abhängigkeit von Heroin oder anderen Opioiden können sein:
• Schlafstörungen
• Schwitzen oder Frieren
• Gliederschmerzen
• depressive Verstimmungen
• Gewichtsverlust inklusive Mangelerscheinungen
• Kreislaufzusammenbruch
Cannabis
Cannabis, auch Marihuana oder Haschisch, wird allgemein den „weichen Drogen“ zugeordnet. Dabei wird der Name Cannabis im Allgemeinen als Oberbegriff für die aus weiblichen Hanfpflanzen gewonnene Droge verwendet. Da sich in vielen Fällen auch bei längerem Konsum keine körperliche Abhängigkeit herausbildet und der Cannabiskonsum in immer mehr Ländern der Welt legalisiert wurde, wird Cannabis häufig als „ungefährliche“, nicht süchtig machende Droge eingestuft. Aus diesem Grund ist das Suchmittel insbesondere bei Jugendlichen, aber auch bei (jungen) Erwachsenen sehr beliebt. Die Effekte von Cannabis können unterschiedlich geartet sein und den Konsumenten entweder in eine Hochstimmung versetzen oder einen Zustand der Entspannung erzeugen. Häufig wird die Substanz auch als „Einstiegsdroge“ bezeichnet, da der Konsum von Cannabis ein erhöhtes Risiko birgt, auch andere Drogen auszuprobieren.
Der entscheidende Wirkstoff von Cannabis ist das Delta-9-Tetrahydrocannabinol, kurz THC genannt. Je nach Art der Cannabispflanze enthalten die weiblichen Blüten eine unterschiedlich große Menge an THC. Marihuana besitzt allgemein einen eher geringeren THC-Anteil, während Haschisch meist einen höheren Gehalt aufweist. Die psychischen und vegetativen Symptome einer Cannabissucht sind nicht zu unterschätzen. Folgende Anzeichen können vor allem dann festgestellt werden, wenn der Konsum versehentlich oder absichtlich länger unterbrochen wird:
• innere Unruhe & Herzrasen
• Antriebslosigkeit & depressive Verstimmungen
• Angstzustände & Panikattacken
• Paranoia
• Aggression
• Schlaf- und Orientierungsstörungen
• Erbrechen oder Durchfall
Kokain und andere Stimulanzien
Kokain gilt als „Lifestyle- oder Luxusdroge“ und scheint vor allem in der Welt der Stars und Sternchen äußerst beliebt zu sein. Genauso wie Amphetamine und andere Stimulanzien besitzt der aus den Blättern des Kokastrauchs hergestellte Stoff eine stark aufputschende Wirkung. Ein gesteigertes Selbstvertrauen, die Minimierung von Angstgefühlen und ein erhöhtes Leistungspotential sind die klassischen Effekte, auf die es Kokain- und Amphetaminsüchtige abgesehen haben. Das Risiko für eine physische Abhängigkeit ist bei dieser Gruppe psychoaktiver Substanzen eher gering, dafür ist die Wahrscheinlichkeit für eine psychische Abhängigkeit umso größer. Wer einmal Kokain eingenommen hat, befindet sich häufig direkt nach dem Abklingen der Wirkung schon wieder auf der Suche nach dem nächsten Kick.
Ob Rauchen, Spritzen, Schnupfen oder Schlucken: Stimulanzien werden auf verschiedenen Wegen eingenommen. Die Art des Konsums hat vor allem Auswirkungen auf die Wirkstoffmenge, die pro Dosis eingenommen wird, sowie auf die Länge der Zeitspanne, die bis zum Eintreten des gewünschten Effekts vergeht. Crack stellt hierbei einen Sonderfall dar, weil dieses Rauschmittel immer geraucht wird und eine besonders schnelle Wirkung mit sich bringt. Die körperlichen Folgen des Konsums von Kokain können ebenso wie die psychische Abhängigkeit gravierende Ausmaße annehmen:
• Reizbarkeit & Aggressivität
• Angstzustände & Halluzinationen
• Psychosen & depressive Verstimmungen
• Gewichtsverlust & Mangelerscheinungen
• Hirninfarkt
• Kardiale Beeinträchtigungen, häufig in Form eines Herzinfarkts
Amphetamine
Zu den Amphetaminen gehören Amphetamin, Methamphetamin (Speed; Ice, Crystal) und 3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin (MDMA; Ecstasy, E, X, XTC, Adam, Love-drug). Amphetamine sind Wiederaufnahmehemmer der Neurotransmitter Dopamin und Noradrenalin und erhöhen die extrazelluläre Konzentration der sogenannten Glückshormone. In Kombination mit Antidepressiva kann es zu einer potenzierenden Interaktion kommen. Zu den gefährlichsten Komplikationen gehören vaskuläre Komplikationen wie Herzinfarkte und ischämische oder hämorrhagische Schlaganfälle. Bei einem Entzug, können folgende Symptome auftreten:
• Dysphorien
• Müdigkeit
• Albträume
• Schlafstörungen
• Gesteigerter Appetit
• Psychomotorische Verlangsamung
• Unruhe
Legal Highs
Um das Betäubungsmittelgesetz zu umgehen, werden immer wieder neue psychoaktive Substanzen auf den Markt gebracht. Dazu gehören auch die sogenannten Legal Highs, Herbal Highs oder Designerdrogen, die als Badesalz, Kräutermischungen oder Lufterfrischer erhältlich sind. Die meisten von ihnen entstehen zufällig, so dass weder die genaue Wirkung, noch die Kurz- und Langzeitfolgen auf Gesundheit und Verhalten ausreichend dokumentiert sind. Das aktuelle Wissen zur Wirkung basiert meist auf Konsumentenberichten, und genau das macht die Behandlung der Sucht so schwer. Ganz besonders gefährlich ist der Missbrauch, weil der Reinheitsgrad der verwendeten Stoffe nicht sichergestellt ist.
Folgen einer Drogenabhängigkeit
Welche psychischen Folgen sind bei einer Drogenabhängigkeit möglich?
Wer einmal einen Drogenrausch erlebt hat, sehnt sich nicht selten schon bald nach dem nächsten Mal. Schließlich verspüren die Betroffenen häufig ein Gefühl der inneren Leere, sobald die Wirkung der Droge nachlässt. Um diese depressive Stimmung zu betäuben und stattdessen erneut das Glücksgefühl des Rausches genießen zu können, wird wieder und wieder zum Suchtmittel gegriffen. Die psychische Abhängigkeit führt so weit, dass Süchtige sich ohne Drogen nicht mehr wohlfühlen. Selbstzweifel und Ängste bestimmten das Denken. Patienten mit einer Suchterkrankung sind gereizt, unruhig, leiden unter Schlafstörungen, Appetitlosigkeit und legen nicht selten ein aggressives Verhalten an den Tag.
Welche körperlichen Folgen können bei Drogenkonsum auftreten?

Körperliche Folgen einer Drogenabhängigkeit müssen unterteilt werden. Zum einen sind hiermit die grundsätzlichen Folgen für den Körper gemeint, die sich allein aufgrund des Konsums der jeweiligen Droge ergeben. Zum anderen sind es die physischen Abhängigkeitserscheinungen der Drogensucht, die eine Rolle spielen. Mögliche körperliche Folgen einer Drogenabhängigkeit können sein:
• Gewichtsverlust
• Herzkreislauf-Störungen
• Herzinfarkt
• Schlaganfall
• Infektionen
Die körperlichen Abhängigkeitserscheinungen, die sich vor allem bei einem Entzug bzw. einem Verzicht auf die Droge bemerkbar machen, variieren je nach Substanz und werden von Süchtigen in unterschiedlichem Maße als unangenehm wahrgenommen:
• Zittern
• Schwindelgefühle
• Temperaturschwankungen
• Muskelschmerzen
• Erbrechen oder Verstopfung
• Krampfanfälle
Welche sozialen Folgen sind bei einer Drogensucht möglich?
Mit Blick auf eine Drogenabhängigkeit, die Symptome sowie die Folgen einer solchen Sucht dürfen auch die sozialen Auswirkungen nicht vernachlässigt werden. Drogensüchtige ziehen sich in der Regel stark aus ihrem Umfeld zurück, beschäftigen sich meist nur noch mit sich selbst und den Gedanken an die Droge und deren Beschaffung/Verfügbarkeit. Der soziale Rückzug kann später in einer regelrechten Isolation und/oder Verwahrlosung münden. Beziehungen gehen in die Brüche, der Beruf kann nicht weiter ausgeübt werden, die körperliche Hygiene wird vernachlässigt.
Diagnose der Drogenabhängigkeit
Woran erkennt man eine Drogensucht?
Da Drogenabhängige häufig mehrere unterschiedliche Drogen konsumieren und auch psychische und körperliche Folgeerscheinungen berücksichtigt werden müssen, ist eine zielgerichtete Anamnese unter der Zuhilfenahme von psychologischen und medizinischen Tests zwingend erforderlich. Haarproben, Speichel- und Urinuntersuchungen, konkrete physische und psychische Symptome oder auch das Blutbild können Aufschluss über einen Drogenkonsum geben. Die Selbstauskunft von Patienten ist dagegen in der Regel weniger verlässlich, weil Drogeneinsatz und Abhängigkeit häufig verleugnet werden.
Wie erfolgt die Klassifikation der Drogenabhängigkeit nach ICD-10?
Laut ICD-10, dem internationalen statistischen Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen, ist die Drogensucht oder auch Drogenabhängigkeit als Störung von Psyche und Verhalten zu definieren, die durch psychotrope Substanzen ausgelöst wird. Unterteilt werden hierbei verschiedene Formen der Erkrankung: von der akuten Intoxikation über das Abhängigkeitssyndrom bis hin zur verzögert auftretenden psychotischen Störung. Eine weitere Unterteilung findet hinsichtlich der eingenommenen Drogenart statt, wobei unter anderem Kokain, Halluzinogene, Cannabinoide sowie Opioide aufgeführt werden.
Für eine erste Klassifizierung können die nachfolgenden Kriterien herangezogen werden. Sind wenigstens drei von ihnen im letzten Jahr zeitgleich aufgetreten, kann von einem Abhängigkeitssyndrom im Sinne des ICD-10 gesprochen werden:
• Es besteht das unbedingtes Verlangen nach dem Konsum einer bestimmten Substanz (Craving)
• Die Kontrolle der Einnahme geht verloren (zum Beispiel Beginn, Ende und Menge des Konsums).
• Physische Entzugserscheinungen treten auf, welche bei neuerlichem Konsum verschwinden
• Toleranzentwicklung führt zu gesteigertem Konsum.
• Das komplette Leben wird der Droge untergeordnet, während alltägliche Verpflichtungen oder soziale Beziehungen in den Hintergrund rücken.
• Trotz eintretender körperlicher Folgeerscheinungen wird die Droge weiter eingenommen.
Behandlung der Drogensucht
Wie sieht der Entzug bei einer Drogenabhängigkeit aus?
Die Art und die Dauer eines kontrollierten Drogenentzugs richten sich in erster Linie nach der konsumierten Substanz und der gekoppelten Therapie. Dabei ist eine professionelle Betreuung durch qualifizierte Ärzte und Therapeuten maßgeblich für den Erfolg der Drogentherapie. Insbesondere beim körperlichen Entzug können bei unsachgemäßer Durchführung schwere gesundheitliche Schäden die Folge sein. Von einem „kalten“ Entzug in den eigenen vier Wänden kann dementsprechend nur abgeraten werden. Während einer stationären Drogentherapie in der My Way Betty Ford Klinik wird nicht nur der körperliche Entzug durchgeführt, sondern auch die psychische Abhängigkeit durch begleitende Therapien und die Behandlung von Folgeerkrankungen zu lindern gesucht. Um dem Patienten die körperlichen Symptome Entgiftung zu erleichtern, kann die Gabe von substituierenden Präparaten hilfreich sein.
Welche Entzugsphasen gibt es bei einer Drogensucht?
Die erste Hürde bei der Bekämpfung einer Drogensucht sind die Einsicht und Erkenntnis der Drogenabhängigkeit. Schließlich versuchen viele Drogenabhängige ihr Problem bzw. ihre Krankheit zu verleugnen, obwohl die verschiedenen Drogensucht-Symptome für den Süchtigen oft unübersehbar sind. Der Weg aus der Abhängigkeitserkrankung ist alles andere als einfach, aber mit kompetenter Unterstützung durchaus möglich. Viele betroffene Personen erleiden im Laufe der Zeit einen oder mehrere Rückfälle, die vor allem dann auftreten, wenn beim Entzug nicht auf eine ausreichende Nachsorge geachtet wurde. Konkret verläuft der Drogenentzug in vier aufeinander aufbauenden Schritten:
1. Motivation
Der Patient erkennt seine Drogensucht und beschließt, sich Hilfe zu suchen.
2. Entgiftung
Der körperliche Entzug findet unter der Aufsicht kompetenter medizinischer und psychologischer Betreuer statt.
3. Entwöhnung
Die psychische Abhängigkeit wird in Kombination mit möglichen Begleiterkrankungen behandelt.
4. Nachsorge
Rehabilitierung und Stabilisierung werden nach der Entwöhnung ambulant durchgeführt.
Welche psychischen Begleiterkrankungen können beim Drogenentzug eine Rolle spielen?
Drogensüchtige sind häufig Doppeldiagnose-Patienten, die neben der Abhängigkeitserkrankung auch an psychischen Störungen leiden, die gemeinsam mit der Sucht bekämpft werden müssen. Schließlich haben Menschen, die von Selbstzweifeln geplagt sind und Amphetamine als aufputschende Substanz genießen, oder sich zur Stressbewältigung einen Joint genehmigen, nach dem Entzug mit einem erhöhten Rückfallrisiko zu kämpfen. So gehören
• Depressionen und bipolare Störungen,
• Angststörungen,
• Persönlichkeitsstörungen
• und Psychosen
zu den häufigsten Komorbiditäten einer Drogensucht und sind meist nur mithilfe einer umfassenden therapeutischen Begleitung in Form von Einzel- und Gruppentherapien zu regulieren.
Nachsorge/Stabilisierung bei Drogenkonsum
Was kommt nach dem Drogenentzug?
Mit dem Ende des Klinikaufenthaltes ist der Weg in eine gesunde und drogenfreie Zukunft noch lange nicht zu Ende. Betroffene Personen sollten die Gefahr eines potentiellen Rückfalls realistisch einschätzen können und die entsprechende Nachsorge in Angriff nehmen. Hierbei handelt es sich um ambulante Maßnahmen, die einerseits der Rehabilitierung und Rückführung in ein normales Leben, andererseits aber auch der Stabilisierung dienen. Ziel ist es, Strategien zu entwickeln, um mit Ängsten, Stresssituationen oder anderen unangenehmen Gefühlen angemessen umzugehen und auch langfristig enthaltsam zu bleiben. Ambulante Therapien, eine ausgeglichene Work-Life-Balance und ein unterstützendes soziales Umfeld können den Genesungsprozess vorantreiben.
Haben Sie Fragen zu den Themen Drogenabhängigkeit und Entzug?
Unsere Spezialisten für Drogensucht und Drogentherapie stehen Ihnen jederzeit Rede und Antwort. Mit der nötigen Sensibilität sowie der fachlichen Erfahrung helfen sie Ihnen gerne weiter. Auch wenn nicht Sie selbst von der Drogensucht betroffen sind, sondern ein naher Verwandter, der Lebenspartner oder ein guter Freund, sind unsere Ärzte und Sucht-Experten die richtigen Ansprechpartner für weitere Informationen. Gerne vereinbaren sie mit Ihnen einen Termin zu einem persönlichen Beratungsgespräch. Sprechen Sie uns an!