Medikamentensucht

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Aktualisiert am: 04.01.2024
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Medikamentenabhängigkeit: alles Wichtige in 30 sec.

  • Medikamentensucht ist die Abhängigkeit von psychoaktiven Arzneimitteln.
  • Tablettensucht entwickelt sich oft schleichend und für die Betroffenen unmerklich.
  • Frauen und ältere Menschen sind signifikant häufiger betroffen.
  • Suchtauslösende Medikamente sind zum Beispiel Schlaf-, Beruhigungs- und Schmerzmittel.
  • Es drohen langfristig psychische, körperliche und soziale Folgeschäden.
  • In einer professionellen Therapie werden die Medikamente entzugsarm ausgeschlichen.
Inhalt

Was ist eine Medikamentenabhängigkeit?

Die Medikamentenabhängigkeit ist eine Suchterkrankung, bei der eine Abhängigkeit von bestimmten Arzneimitteln besteht. Typische Medikamente, die eine psychische und/oder physische Abhängigkeit auslösen können, sind Beruhigungsmittel wie Benzodiazepine oder starke Schmerzmittel wie Opioide. Oft entwickelt sich die Medikamentensucht schleichend (stille Sucht). Allein in Österreich gelten rund 150.000 Menschen als medikamentenabhängig, die Dunkelziffer liegt doppelt so hoch1. In den meisten Fällen beginnt die Suchterkrankung mit einer regulären ärztlichen Verordnung der Medikamente.

Wann spricht man von einer Medikamentensucht?

Schmerzen, Angstzustände oder Schlafstörungen – es gibt eine Vielzahl von Krankheitsbildern, die sich mit Arzneimitteln zunächst gut beherrschen lassen. Viele dieser Medikamente besitzen jedoch ein Abhängigkeitspotenzial, weil sie in die chemische Balance des Gehirns eingreifen. Dort sorgen sie beispielsweise für die Ausschüttung von Neurotransmittern oder blockieren deren Weiterleitung. Das Gehirn kann sich, wie bei Alkohol oder illegalen Drogen, auf Dauer an diese Einflussnahme gewöhnen und anpassen. Dann werden bestimmte Medikamente beispielsweise benötigt, um Entzugserscheinungen zu verhindern.

Wie wird die Medikamentensucht diagnostiziert?

Laut dem Diagnosemanual ICD-10 lässt sich eine Medikamentensucht daran erkennen, dass mindestens drei der folgenden Kriterien im letzten Jahr gemeinsam aufgetreten sind:

  • starkes Verlangen nach der Einnahme des Medikaments
  • Kontrollverlust bezüglich Einnahmedauer, -häufigkeit und -menge
  • zunehmende Toleranzentwicklung
  • Einnahme trotz unangenehmer Folgeerscheinungen
  • Entzugserscheinungen bei Reduktion der Dosis oder Einnahmestopp
  • Tabletteneinnahme wird immer mehr zum Lebensmittelpunkt

 

Wichtig: Viele Betroffene sind sich ihrer Medikamentensucht nicht bewusst. Anders als beim Konsum von Alkohol pflegen sie keinen bewussten Missbrauch einer abhängigkeitserzeugenden Substanz. Stattdessen erachten sie die Einnahme von Tabletten, Tropfen und Co. als wichtige therapeutische Maßnahme. Entzugserscheinungen oder andere Beschwerden werden demzufolge oft fälschlich als Nebenwirkung oder Folge der zugrundeliegenden Krankheit eingestuft.

Wie kommt es zu einer Medikamentensucht?

Codein - Hustenstiller und Suchtmittel: Warum ist Codein eine Droge?Für die Entwicklung einer Abhängigkeit aus den zunächst regulär verordneten Medikamenten sind verschiedene Faktoren entscheidend. Der Übergang ist meist fließend und durch diverse Zwischenstadien, wie zum Beispiel Medikationsfehler, unabsichtlicher Fehlgebrauch und absichtlicher Fehlgebrauch (Medikamenten-Missbrauch) gekennzeichnet2. Da alle suchtauslösenden Arzneimittel in Österreich der Rezeptpflicht unterliegen, beginnt eine Medikamentenabhängigkeit deshalb in der Regel mit einer Verordnung durch einen Arzt.

Wie dann aus der verordneten Einnahme eine Abhängigkeit wird, ist individuell verschieden. Häufig spielen mangelnde Aufklärung, aber auch genetische Faktoren, Stress, Einsamkeit oder psychische Erkrankungen eine Rolle. Auch Alter und Geschlecht scheinen ein Risikofaktor zu sein. So sind ältere Menschen und Frauen signifikant häufiger von einer Abhängigkeit nach Medikamenten betroffen3.

Welche Medikamente lösen eine Abhängigkeit aus?

Grundsätzlich können viele Arten von Medikamenten langfristig in eine Abhängigkeit führen. Hauptsächlich betrifft das Phänomen der Medikamentensucht jedoch folgende drei Gruppen von Arzneimitteln:

  • Beruhigungsmittel
  • Schlafmittel
  • Schmerzmittel

Typische Medikamentengruppen, die in eine körperliche und/oder psychische Abhängigkeit führen können, sind etwa:

  • Benzodiazepine
  • Z-Substanzen/Z-Drugs
  • Opiate/Opioide

Bei diesen Wirkstoffen ist die Gefahr, eine Medikamentensucht zu entwickeln, besonders groß. Das gilt vor allem für den Langzeitgebrauch (auch bei niedriger Dosis). Deshalb sollten Betroffene, die regelmäßig Benzodiazepine und Co. einnehmen, in intensivem Austausch mit ihrem Arzt stehen und gemeinsam immer wieder bewerten, ob die Behandlung weiterhin erforderlich ist.

Was sind die Folgen einer Medikamentensucht?

Die Folgen einer Medikamentensucht können vielseitig sein. Schädlicher Gebrauch bzw. Missbrauch und Abhängigkeit können langfristig schwere körperliche und psychische Beschwerden hervorrufen – vor allem in Kombination mit Alkohol.

Typische Langzeitfolgen sind unter anderem:

  • erhöhtes Risiko für Unfälle und Stürze (insbesondere bei älteren Patienten)
  • Auftreten von Suizidgedanken bzw. suizidalen Handlungen
  • Schäden an Organen wie Leber, Magen oder Niere
  • soziale Konflikte innerhalb der Familie oder im beruflichen Umfeld
  • zunehmende Gleichgültigkeit gegenüber sich selbst und dem Umfeld

Kann man eine Medikamentensucht selbst erkennen?

Suchtgedächtnis: Wie funktioniert das Suchgedächtnis?Wichtig: Die Behandlung mit Medikamenten, die ein Abhängigkeitspotenzial bergen, führt nicht zwangsläufig zu einem Medikamentenmissbrauch und einer Medikamentensucht. In den meisten Fällen ist eine komplikationslose Therapie möglich und nötig. Wer jedoch Veränderungen an sich selbst oder bei der Einnahme der Arzneimittel bemerkt, sollte dies umgehend mit seinem Arzt besprechen. So lassen sich eine psychische und/oder körperliche Abhängigkeit von vornherein vermeiden.

Wie erfolgt die Behandlung einer Medikamentenabhängigkeit?

Wer befürchtet, unter einer Tablettensucht zu leiden, sollte nicht versuchen, die Medikamente von einem Tag auf den anderen abzusetzen. Dies kann zu schweren Entzugserscheinungen und Rebound-Effekten führen. Für die meisten tablettensüchtigen Betroffenen (insbesondere für Langzeitabhängige) empfiehlt sich eine Suchttherapie in einer Klinik. Hier werden Medikamente wie Beruhigungsmittel oder Schmerzmittel kontrolliert ausgeschlichen, um Entzugserscheinungen zu reduzieren. Durch eine Entwöhnungstherapie als Teil des Medikamentenentzugs wird zudem das Rückfallrisiko deutlich gesenkt.

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    Quellenangaben

    1 Musalek, Michael et al. „Medikamentenabhängigkeit“, In: Österreichische Ärztezeitung, 5, 10. März 2019, S. 23, https://aerztezeitung.at/wp-content/uploads/2019/03/State_Mediakamentenabhaengigkeit_Musalek_OEAEZ_5_10_.3.2019.pdf (Datum des Zugriffs: 03.07.2023)

    2 Gesundheitsfonds Steiermark (Hg.) (2021): Suchtbericht Steiermark 2021. Graz. S. 53 f., https://goeg.at/sites/goeg.at/files/inline-files/Suchtbericht%20Steiermark%202021.pdf (Datum des Zugriffs: 03.07.2023)

    3 Bundesministerium für Gesundheit „Medikamentenmissbrauch und -abhängigkeit“, https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/m/medikamentenmissbrauch-und-abhaengigkeit.html (Datum des Zugriffs: 03.07.2023)

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