Warum werden Alkoholiker rückfällig?
Viele Menschen trinken Alkohol hin und wieder als reines Genussmittel auf einer Party oder zu einem gemütlichen Abendessen. Bei Alkoholsüchtigen hingegen spielt der Genussfaktor meist eine untergeordnete Rolle. Sie trinken Bier, Wein oder andere Alkoholika, um Stress abzubauen, Ängste zu überwinden, besser schlafen zu können oder die Realität zu vergessen. Kurz gesagt: Alkoholkranke benutzen das Zell- und Nervengift als Problemlöser, weshalb vor allem belastende Situationen als mögliche Auslöser für einen Alkohol-Rückfall identifiziert werden können:
- Stress im Job
- Streit in der Familie
- Körperliche/psychische Beschwerden
- Finanzielle Sorgen
Belastende Situationen zu erkennen und als potenzielle Auslöser eines Rückfalls Alkohol einzustufen, fällt abstinenten Alkoholkranken meist relativ leicht. Positive Motivatoren für einen Alkoholkonsum zu erkennen, ist dagegen oft viel schwieriger.
Eine gute Stimmung an einem warmen Sommertag oder Stolz und Zufriedenheit nach einer gemeisterten Aufgabe – all das scheint nach einer Belohnung zu verlangen. Sich zur Feier des Tages einen Schluck zu gönnen, kann jedoch schnell einen schweren Rückfall provozieren.
Dasselbe gilt für gesellige Situationen. Gemeinsam mit Freunden, im Sportverein oder auf einer Familienfeier – wenn die Menschen um den Alkoholkranken herum Alkoholika genießen, fällt es diesem oft schwer, selbst standhaft zu bleiben. Noch schwerer wird es, wenn „wohlmeinende“ Außenstehende den trockenen Alkoholiker zum Trinken verführen wollen. Sätze wie „ein Schluck wird schon nicht schaden“ oder „ein Gläschen kannst du doch trinken“, sind für Menschen mit einer Alkoholabhängigkeit sehr gefährlich.
Auch Situationen, in denen die Betroffenen früher regelmäßig Alkohol konsumiert haben, können zu einem Rückfall Alkohol verleiten. So können bestimmte Orte oder Tätigkeiten den bekannten Suchtdruck und sogar körperliche Symptome auslösen. In all diesen Szenarien ist der Umgang mit den eigenen Gefühlen entscheidend – nur wenn neu erlernte Strategien zeitnah umgesetzt werden, können gravierende Rückfälle oder das Abrutschen ins alte Trinkverhalten verhindert werden.
Neben dem problemlösendem oder dem belohnendem Effekt kann ein Rückfall ebenfalls durch nicht behandelte Begleiterkrankungen der Alkoholsucht hervorgerufen werden. Daher ist es wichtig, unerkannte andere psychische Erkrankungen zu erkennen und zu therapieren, beispielsweise Depressionen oder Angststörungen. Schließlich spielt besonders bei Depressionen die Selbstmedikation durch Alkohol eine große Rolle. Eine antidepressive medikamentöse Einstellung kann helfen, den Teufelskreis zwischen Konsum und Selbstmedikation zu durchbrechen.