Chronische Phase
Die chronische Alkoholsucht-Phase ist für den Trinker gewissermaßen das Endstadium seiner Krankheit. Er wird nun voll und ganz vom Alkohol beherrscht und ordnet sämtliche anderen Lebensbereiche der Befriedigung seiner Sucht unter. Die psychische sowie die körperliche Abhängigkeit sind auf diesem Level gleichermaßen belastend und durch das Trinken erfährt der Süchtige nun keine emotionale oder seelische Entlastung mehr, sondern lediglich die befriedigende Erleichterung, dass die verschiedenen Entzugssymptome verschwinden. Es ist ihm jetzt nicht mehr möglich, seinen Alkoholkonsum zu kontrollieren oder auch nur phasenweise auf das Rauschmittel zu verzichten. Lässt er den Alkohol dennoch weg, durchlebt er gravierende Entzugserscheinungen. Dazu gehören beispielsweise
- Beschwerden im Magen-Darm-Trakt (Übelkeit oder Erbrechen)
- Unkontrollierbares Zittern (Tremor)
- Schweißausbrüche
- Angst- und Panikattacken
- Extrem erhöhte Blutdruck- und Pulswerte
Auch Krampfanfälle, ein Delirium tremens oder andere lebensbedrohliche Folgen für Körper und Geist können sich ausbilden. An dieser Stelle sei erwähnt, dass es immer wieder Alkoholiker gibt, die trotz des Konsums täglicher großer Mengen Alkohols keine körperlichen Entzugserscheinungen entwickeln. Das heißt aber nicht, dass der Betroffene deswegen „weniger abhängig“ ist. Die meisten Alkoholiker bilden auch depressive Symptome aus. Alkohol im Dauerkonsum ist das größte „Depressivum“, was wir kennen. Während Alkohol zu Beginn des Krankheitsprozesses, Stress und schlechte Stimmung zu erleichtern scheint, verstärkt es diese Symptome am Ende immens.
Schwere Folgeerkrankungen wie das Korsakow-Syndrom, Leber- und andere Organschäden sog. Ösophagusvarizenblutungen (bei schweren Leberschäden bilden sich oftmals neue Gefäßumgehungskreisläufe, diese Gefäße platzen manchmal und führen dann zu massiven und lebensbedrohlichen inneren Blutungen) oder Schlaganfall und Herzinfarkt treten gehäuft auf.
Menschen in diesem Krankheitsstadium leben oftmals sozial vollständig isoliert und suchen höchstens noch die Gesellschaft anderer Abhängiger. Sie vernachlässigen ihre Körperhygiene enorm und erleiden häufig einen kompletten Werteverlust. Entsprechend oft setzen sie sich über gesetzliche und gesellschaftliche Konventionen hinweg, um weiter trinken zu können. Neurologische und internistische Folgeerkrankungen schädigen den Körper derart, bis schlussendlich der totale Zusammenbruch droht. Erfahrungen zufolge sinkt vor allem mit wachsendem Leberschaden die Alkoholtoleranz, so dass schon kleine Mengen genügen, um einen vollständigen Rausch zu erzeugen. Selbstmordgedanken wegen der oben geschilderten depressiven Entwicklung gehören oft zur Tagesordnung, und wenn die Abhängigen sich nicht schnellstmöglich in eine professionelle Therapie begeben, kann die Situation richtig gefährlich und lebensbedrohlich werden.