Alkoholsucht-Phasen

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Aktualisiert am: 20.12.2021
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Alkoholsucht-Phasen: alles Wichtige in 30 sec.

  • Das Phasenmodell der Alkoholsucht wurde vom US-Mediziner Jellinek entwickelt und besteht aus 4 verschiedenen Phasen.
  • In der voralkoholischen Phase liegt weder eine physische noch eine psychische Abhängigkeit vor.
  • In der Prodomal-Phase wird Alkohol zunehmend zum Problemlöser. Filmrisse, Craving & ein verändertes Trinkverhalten sind möglich.
  • In der kritischen Phase ist die Abhängigkeit voll ausgeprägt. Es kommt zu Persönlichkeitsveränderungen und sozialen Schwierigkeiten.
  • Die chronische Phase ist das Endstadium einer Alkoholsucht. Körperlichen Folgeschäden treten vermehrt auf.
  • Der Weg aus der Sucht erfolgt über eine Entgiftung, Entwöhnung und eine ambulante Nachsorge.
Inhalt

Die Stadien der Alkoholsucht nach Jellinek

Der US-Mediziner Jellinek setzte sich über viele Jahre hinweg im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit dem Wesen der Alkoholholsucht auseinander. In diesem Zusammenhang entwickelte er ein Modell, das die Alkoholabhängigkeit in verschiedene Phasen unterteilt. Diese Phasen der Alkoholsucht äußern sich anhand verschiedener Symptome bzw. Merkmale, so dass Betroffene relativ gut erkennen können, in welcher Phase sie sich gerade befinden. Allerdings muss darauf hingewiesen werden, dass dieses Modell Suchtkranken zwar bei der Selbstdiagnose helfen kann, aus therapeutischer Sicht heute aber nicht mehr aktuell ist. Gerade weil die Übergänge zwischen den verschiedenen Phasen fließend sind und Süchtige durchaus auch Symptome an den Tag legen können, die im Widerspruch zum Phasenmodell stehen, ist eine vollständige Klassifizierung oft nicht möglich.

 

Voralkoholische oder symptomatische Phase

Die voralkoholische Phase nach Jellinek ist dadurch gekennzeichnet, dass in diesem Stadium weder eine psychische noch eine körperliche Alkoholabhängigkeit vorliegen. Der Betroffene hat sein Trinken noch vollständig unter Kontrolle. Getrunken wird Alkohol meist zu gesellschaftlichen Anlässen, weil es „dazu gehört“, oder als Problemlöser in Zeiten seelischer Belastungen. Alkoholische Getränke sind nicht Teil des Alltags, sondern werden beispielsweise am Wochenende oder im Urlaub konsumiert.

In diesem Stadium der Krankheit kann sich der Alkoholkonsum funktionalisieren. Das bedeutet, dass alkoholische Getränke nach und nach zunehmend häufiger aufgrund ihrer Wirkung konsumiert werden. Betroffene suchen dann immer öfter nach Situationen, in denen sie problemlos trinken können, oder nutzen Alkohol, um bestimmte Stimmungen hervorzurufen oder zu verstärken. Spielt sich hierbei eine gewisse Routine ein, neigen sie dazu, die positive Alkohol-Erfahrung immer intensiver auszukosten. Das bedeutet, dass sowohl die Trinkhäufigkeit als auch die Trinkmenge gesteigert werden. Im fortgeschrittenen Verlauf dieser Phase ist die Verknüpfung zwischen dem Alkoholkonsum und der gewünschten Wirkung bereits so stark verfestigt, dass der Alkohol andere mögliche Lösungswege in problematischen Situationen immer weiter verdrängt und am Ende die einzige Lösungsstrategie darstellt. Die Übergänge zur 2. Phase/Prodromalphase sind fließend.

Prodromalphase

Wenn Betroffene von der voralkoholischen Phase ohne Abhängigkeitssymptome in die Prodromal- oder Anfangsphase übergehen, überschreiten sie in der Regel eine kritische Grenze. Die ersten Auffälligkeiten häufen sich und Alkohol wird nun nicht mehr als Genussmittel wahrgenommen, sondern immer öfter als Problemlöser „gebraucht“. In diesem Stadium der Alkoholkrankheit treten erste gravierende Symptome auf:

  • Gedächtnislücken
  • Gesteigertes Verlangen nach dem Suchtmittel (Craving)
  • Veränderungen im Trinkverhalten sowie im Umgang mit Alkohol

Gedächtnislücken, die umgangssprachlich auch als Filmrisse bezeichnet werden, häufen sich mit zunehmendem Alkoholkonsum und der Betroffene spürt zum ersten Mal, dass sich seine Art des Trinkens von der seiner Mitmenschen unterscheidet. Er muss vermehrt an Alkohol denken und erlebt ein immer größer werdendes Verlangen nach dem Alkoholkonsum. Weil er deswegen Schuldgefühle verspürt und sich vor sozialen Konsequenzen fürchtet, geht er oftmals dazu über, heimlich zu trinken. Außerdem vermeidet er kritische Gespräche über das Thema Alkohol und neigt dazu, sein eigenes Verhalten zu beschönigen. Gleichzeitig lässt er sich dazu hinreißen, immer größere Mengen Alkohol zu konsumieren, weil sich aufgrund des einsetzenden Toleranzeffekts nur noch bei großen Mengen die gewünschte Wirkung einstellt. Er nutzt jede Gelegenheit, Alkohol „legitim“ zu verwenden und animiert auch andere dazu zu trinken, damit er sich seinem Problem nicht stellen muss bzw., um sich und anderen vorzumachen, sein Trinkverhalten sei noch völlig normal.

Kritische Phase

In der kritischen Alkoholsucht-Phase ist der Trinker bereits vollständig abhängig vom Rauschmittel. Ob die körperliche oder die psychische Komponente der Sucht überwiegt, kann individuell verschieden sein. Jedoch ist es dem Alkoholiker in diesem Zustand nur noch begrenzt möglich, den Alkoholkonsum zu kontrollieren. Zwar kommen kürzere abstinente Phasen bisweilen noch vor, das Denken und Handeln des Betroffenen wird aber die meiste Zeit über vom Trinken bestimmt, was zu ersten sozialen Problemen führt. Aufgrund großer Schuld- und Schamgefühle isolieren sich die Betroffenen immer mehr von anderen Menschen. Oftmals ziehen sich die Angehörigen gemeinsam mit dem Alkoholiker sozial zurück, weil sie die Krankheit zu decken versuchen. Im Rahmen einer Co-Abhängigkeit verfestigt sich der erhöhte Alkoholkonsum noch zusätzlich, so dass Familie und enge Freunde psychisch sehr unter der Alkoholsucht leiden.

Der Alkoholiker versucht vermehrt Ausreden bzw. Rechtfertigungen für seinen hohen Alkoholkonsum zu finden, was ihm jedoch zunehmend schwerer fällt. Im Zuge dessen verliert er an Selbstachtung – ein Zustand, den er häufig nur erträgt, indem er noch mehr trinkt. Er geht dazu über, sein Verhalten zu ändern und sich eine Art neues Trinksystem zusammenzustellen. So beschließt er beispielsweise nur noch in den Abendstunden zu trinken oder sich auf eine einzige Alkoholsorte zu beschränken. Soziale Kontakte werden im Verlauf der Abhängigkeit kontinuierlich reduziert und es kommt zur Vernachlässigung bisheriger Interessen.

Auch in der Familie verändern sich interne Strukturen, was unter anderem daran liegt, dass einige süchtige Trinker in wachsendem Maße durch aggressives Verhalten auffallen. Durch die Folgen der Alkoholsucht werden körperliche Hygiene, Ernährung und gesundheitliche Vorsorge vernachlässigt. Es kommt zu sexuellen Problemen und Störungen, die Scham und Schuldgefühle weiter ansteigen lassen. Auch erste ärztliche Behandlungen in Folge der Alkoholkrankheit werden notwendig, weil beispielsweise Beeinträchtigungen im Herz-Kreislauf-System, Leberwerterhöhungen oder andere Folgen des chronischen Alkoholabusus auftreten. In dieser Phase der Alkoholkrankheit verlieren bereits viele Betroffene ihren Job oder es kommt zur Trennung vom Lebenspartner.

Chronische Phase

Die chronische Alkoholsucht-Phase ist für den Trinker gewissermaßen das Endstadium seiner Krankheit. Er wird nun voll und ganz vom Alkohol beherrscht und ordnet sämtliche anderen Lebensbereiche der Befriedigung seiner Sucht unter. Die psychische sowie die körperliche Abhängigkeit sind auf diesem Level gleichermaßen belastend und durch das Trinken erfährt der Süchtige nun keine emotionale oder seelische Entlastung mehr, sondern lediglich die befriedigende Erleichterung, dass die verschiedenen Entzugssymptome verschwinden. Es ist ihm jetzt nicht mehr möglich, seinen Alkoholkonsum zu kontrollieren oder auch nur phasenweise auf das Rauschmittel zu verzichten. Lässt er den Alkohol dennoch weg, durchlebt er gravierende Entzugserscheinungen. Dazu gehören beispielsweise

  • Beschwerden im Magen-Darm-Trakt (Übelkeit oder Erbrechen)
  • Unkontrollierbares Zittern (Tremor)
  • Schweißausbrüche
  • Angst- und Panikattacken
  • Extrem erhöhte Blutdruck- und Pulswerte

Auch Krampfanfälle, ein Delirium tremens oder andere lebensbedrohliche Folgen für Körper und Geist können sich ausbilden. An dieser Stelle sei erwähnt, dass es immer wieder Alkoholiker gibt, die trotz des Konsums täglicher großer Mengen Alkohols keine körperlichen Entzugserscheinungen entwickeln. Das heißt aber nicht, dass der Betroffene deswegen „weniger abhängig“ ist. Die meisten Alkoholiker bilden auch depressive Symptome aus. Alkohol im Dauerkonsum ist das größte „Depressivum“, was wir kennen. Während Alkohol zu Beginn des Krankheitsprozesses, Stress und schlechte Stimmung zu erleichtern scheint, verstärkt es diese Symptome am Ende immens.

Schwere Folgeerkrankungen wie das Korsakow-Syndrom, Leber- und andere Organschäden sog. Ösophagusvarizenblutungen (bei schweren Leberschäden bilden sich oftmals neue Gefäßumgehungskreisläufe, diese Gefäße platzen manchmal und führen dann zu massiven und lebensbedrohlichen inneren Blutungen) oder Schlaganfall und Herzinfarkt treten gehäuft auf.

Menschen in diesem Krankheitsstadium leben oftmals sozial vollständig isoliert und suchen höchstens noch die Gesellschaft anderer Abhängiger. Sie vernachlässigen ihre Körperhygiene enorm und erleiden häufig einen kompletten Werteverlust. Entsprechend oft setzen sie sich über gesetzliche und gesellschaftliche Konventionen hinweg, um weiter trinken zu können. Neurologische und internistische Folgeerkrankungen schädigen den Körper derart, bis schlussendlich der totale Zusammenbruch droht. Erfahrungen zufolge sinkt vor allem mit wachsendem Leberschaden die Alkoholtoleranz, so dass schon kleine Mengen genügen, um einen vollständigen Rausch zu erzeugen. Selbstmordgedanken wegen der oben geschilderten depressiven Entwicklung gehören oft zur Tagesordnung, und wenn die Abhängigen sich nicht schnellstmöglich in eine professionelle Therapie begeben, kann die Situation richtig gefährlich und lebensbedrohlich werden.

Therapiemöglichkeiten

Bei einer ausgeprägten Alkoholsucht sind die Betroffenen in der Regel durch Suchtverlangen und Kontrollverlust nicht mehr in der Lage, den Alkoholkonsum von selbst zu beenden. Ein qualifizierter Alkoholentzug – bestehend aus einer Entgiftung und Entwöhnung – ist daher meist der einzige Weg zu einer dauerhaften Abstinenz. Durchgeführt werden kann dieser in öffentlichen Einrichtungen oder in privaten Fachkliniken. Während die Suchttherapie öffentlicher Kostenträger zweigeteilt in unterschiedlichen Kliniken verläuft und mit einem höheren Rückfallrisiko verbunden ist, werden Entgiftung und Entwöhnung in privaten Entzugskliniken in einer einzigen Behandlung durchgeführt und individuell auf den Patienten zugeschnitten. Die Erfolgsprognose ist dadurch deutlich höher.

Ihr Kontakt zur My Way Betty Ford Privatklinik

Als ausschließlich auf Sucht spezialisierte Fachklinik unterstützen wir Sie in allen Phasen des Alkoholsucht und sind auch der passende Ansprechpartner bei Alkoholmissbrauch in der voralkoholischen Phase. Unsere Entgiftung verläuft äußerst schonend  und die Entwöhnung zeichnet sich durch eine intensive Psychotherapie aus. Wir bieten Ihnen konkret:

  • ein langjährig bewährtes und zertifiziertes Therapiekonzept
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  • maximale Diskretion und Anonymität durch Aliasnamen
Person steigt eine Treppe herauf und hält eine Fahne in der Hand. Auf einem Schild steht JA zum suchtfreien Leben.






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    „Suchtklinik für Manager“ – Deutschlandradio, November 2006

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