Welche Medikamente gegen Alkoholsucht sollen helfen?
Die Liste der verschiedenen Medikamente, die in den letzten Jahren auf den Markt gekommen sind und als wirksame Präparate gegen Alkoholismus helfen sollen, ist lang. Nachfolgend ein kurzer Überblick über die wichtigsten Substanzen, die gegen die Alkoholabhängigkeit eingesetzt werden und ausschließlich auf Rezept erhältlich sind:
Naltrexon
Naltrexon ist ein sogenannter Opioidantagonist, der auch bei der Bekämpfung einer Opioid-Überdosis erfolgreich eingesetzt wird. Der Wirkstoff sorgt durch seine Bindung an bestimmte Rezeptoren im Gehirn dafür, dass das Belohnungssystem blockiert wird. Dadurch bleiben die stimmungsaufhellenden Effekte, die normalerweise nach dem Konsum von Alkohol auftreten, aus. Dementsprechend soll für den Patienten die Motivation zur Flasche zu greifen deutlich reduziert werden. Eine wichtige Rolle spielt der Wirkstoff vor allem in der Rückfallprävention, also nach und nicht vor einer professionellen Entzugsbehandlung.
Nalmefen
Nalmefen ist ebenfalls ein Opioidantagonist, der die Aktivierung des körpereigenen Belohnungssystems durch Alkohol unterdrückt. Medikamente mit Nalmefen sind seit 2014 in Deutschland zugelassen und werden bei Menschen mit einem riskanten Alkoholkonsum eingesetzt, die noch keine körperlichen Entzugserscheinungen wahrnehmen. Der Wirkstoff wird nach Bedarf am besten ein bis zwei Stunden vor dem geplanten Genuss von Alkohol eingenommen und kann lediglich als Trinkmengen-Reduktor verstanden werden.
Baclofen
Baclofen ist eine Substanz, die in Frankreich seit 2018 zur Alkoholtherapie zugelassen ist und von dem französischen Kardiologen Olivier Ameisen in einem Selbstversuch erfolgreich gegen sein Alkoholproblem eingesetzt wurde. Bei dem Wirkstoff handelt es sich eigentlich um ein Muskelrelaxans, welches aber auch als Belohnungsblockade im Zusammenhang mit Alkohol wirken soll. In Deutschland sind Medikamente mit Baclofen aufgrund fehlender Studien und der Gefahr von Nebenwirkungen zur Behandlung der Alkoholsucht allerdings nur zugelassen, wenn die Abstinenz in ihrer Wahrscheinlichkeit bei bereits ethyltoxisch induzierter Leberzirrhose erhöht werden soll. Das Mittel kann also mehrheitlich nur off-label, d. h. außerhalb der medizinisch zugelassenen Anwendungsgebiete, zur Suchttherapie eingesetzt werden.
Acamprosat
Acamprosat ist ein weiterer medizinischer Wirkstoff, auf den bereits abstinent lebende Alkoholiker zurückgreifen können, um das Verlangen nach Alkohol zu blockieren. Das Mittel entfaltet seine Wirksamkeit erst dann, wenn der Patient seit mindestens fünf Tagen nichts mehr getrunken hat. Auch dieses Präparat wirkt auf das Belohnungszentrum im Gehirn ein, welches normalerweise durch das Trinken von Alkohol aktiviert wird. Dies gelingt, indem die Bindung von Glutamatmolekülen verhindert wird.