Komorbidität und Sucht

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Aktualisiert am: 16.06.2021
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Komorbidität und Sucht: alles Wichtige in 30 sec.

  • Eine Komorbidität ist eine Krankheit, die neben einer Grunderkrankung auftritt. Sie kann körperlicher oder psychischer Art sein.
  • Zu den psychischen Begleiterkrankungen einer Sucht gehören u. a. Depressionen, Burnout, Angst- und Persönlichkeitsstörungen & Psychosen.
  • Am meisten vertreten sind Angst und depressive Störungen.
  • Die Therapie beider Erkrankungen muss ganzheitlich erfolgen, d. h. Sucht & Begleiterkrankung werden gleichzeitig behandelt.
Inhalt

Wenn mehrere Erkrankungen aufeinandertreffen

Ein krankhaft hoher Substanzkonsum belastet Körper und Psyche auf mehreren Ebenen. So beeinflusst seine Wirkung zum Beispiel die Ausschüttung von Neurotransmittern und damit das empfindliche Gleichgewicht des zentralen Nervensystems, was den Betroffenen seelisch aus der Balance bringen kann. Als Folge entsteht ein erhöhtes Risiko für Störungen psychischer Art. Gleichzeitig müssen bei einem hohen Konsum von Alkohol, Medikamenten oder Drogen auch innere Organe wie die Leber Höchstleistungen erbringen, um die toxische Substanz abzubauen und aus dem Körper zu transportieren. Das kann zu diversen körperlichen Erkrankungen führen. Häufige Begleiterkrankungen körperlicher Natur sind unter anderem Diabetes, Bluthochdruck oder eine Lebererkrankungen. Unabhängig davon, ob es sich um eine physische oder psychiatrische Komorbidität handelt, müssen sowohl die Suchterkrankung als auch die Begleiterkrankung parallel behandelt werden, um die durch die Suchttherapie erreichte Abstinenz im Alltag dauerhaft zu stabilisieren.

Was sind Komorbiditäten?

Eine Komorbidität ist ein Krankheitsbild oder Syndrom, das zusätzlich zu einer vorhandenen Grunderkrankung auftritt. Möglich ist das Auftreten einer Komorbidität oder mehrerer komorbider Syndrome. So kann beispielsweise eine Alkoholsucht bei einem Patienten zur Entstehung einer Depression als Begleiterkrankung führen. Andersherum ist es aber auch möglich, dass eine Depression die Alkoholabhängigkeit bedingt. In diesem Fall wäre die Depression die Grunderkrankung, während die Abhängigkeit vom Alkohol als komorbide Folgeerkrankung einzustufen wäre.

Was bedeutet psychische Komorbidität?

Komorbidität und SuchtKomorbiditäten können in körperliche und psychische Begleiterkrankungen unterteilt werden. Physische oder organische Erkrankungen sind zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder eine Fettleber. Zu den psychischen Störungen und Symptomen, die im Zusammenhang mit einer Alkohol-, Drogen- oder Medikamentensucht stehen, gehören depressive Störungen, Angst- und Panikstörungen, Persönlichkeitsstörungen oder auch psychotische Störungen. Statistiken zeigen, dass jeder dritte Patient, der unter einer Störung durch Substanzkonsum leidet, von mindestens einer weiteren psychischen Störung betroffen ist.

Welche psychischen Begleiterkrankungen treten bei Patienten mit Suchtproblemen auf?

Die Zahl der körperlichen Erkrankungen, die als komorbide Störungen bei Suchtpatienten identifiziert werden können, ist lang und reicht von koronaren Herzkrankheiten und Erkrankungen der Leber über Diabetes bis hin zu Osteoporose. Psychische Erkrankungen im Zusammenhang mit einer Drogen-, Medikamenten- oder Alkoholsucht treten zwar mindestens ebenso häufig auf, sind jedoch weniger breit gefächert. In den meisten Fällen ist eine oder mehrere der folgenden psychischen Komorbiditäten anzutreffen:

  • Depressionen / Burnout
  • Angststörungen
  • Persönlichkeitsstörungen
  • Psychosen
  • Somatische Störungen / Chronische Schmerzstörung
  • Bipolare Störung

Inwiefern gehören Depressionen zu den komorbiden Störungen?

Die Depression tritt als komorbide Begleiterkrankung besonders häufig im Zusammenhang mit Suchterkrankungen auf. Erkennen lässt sie sich unter anderem an den folgenden Symptomen:

  • Allgemeine Freud- und Interessenlosigkeit
  • Gedrückte Stimmung
  • Antriebslosigkeit
  • Konzentrationsprobleme und Leistungsschwächen
  • Schlafstörungen
  • Suizidgedanken

Eine Depression oder die Dysthymie als dauerhafte Depressivität ist eine ernstzunehmende und belastende psychische Erkrankung, die einer umfassenden Behandlung bedarf. Tritt sie gemeinsam mit einem Rauschmittelkonsum auf, ist zu klären, ob die Depression als zugrundeliegende psychische Krankheit zur Entstehung der Sucht geführt hat oder ob sie als komorbide Störung, also als Folge des Substanzkonsums einzustufen ist. Unbehandelt kann eine depressive Störung nicht nur zu gravierenden Einbußen in Sachen Lebensqualität führen, sondern auch jedwede Entzugsversuche zunichtemachen sowie schlimmstenfalls zu selbstverletzenden oder suizidalen Handlungen führen.

Wie äußern sich Angststörungen als komorbide psychische Störung?

Angststörungen können genauso wie depressive Störungen Ursache oder Folge einer Suchterkrankung sein. Patienten versuchen dann entweder die Symptomatik der zugrundeliegenden Angsterkrankung mithilfe rauscherzeugender Substanzen zu unterdrücken oder sie empfinden Angst als Folge der durch den Substanzkonsum durcheinander geratenen Balance der Botenstoffe. Die Angst als psychische Störung geht mit verschiedenen Symptomen und Beeinträchtigungen einher. Patienten tendieren dazu, angstauslösende Situationen zunehmend zu vermeiden, was die Angstproblematik letztendlich aber noch verstärkt. Panikattacken, Beziehungsstörungen, Hyperventilation, Probleme am Arbeitsplatz sowie das Unvermögen das eigene Zuhause zu verlassen, können die Folge sein.

Welche Persönlichkeitsstörungen treten als Begleiterkrankungen bei Suchtproblemen auf?

Treten eine Persönlichkeitsstörung wie zum Beispiel eine bipolare Störung oder eine Borderline-Persönlichkeitsstörung zusammen mit einer Abhängigkeitserkrankung auf, ist in vielen Fällen davon auszugehen, dass diese Störung „der Boden“ der Sucht ist. Oft liegen zwischen dem ersten Auftreten der psychischen Störung und dem chronischen Substanzmittelgebrauch mehrere Jahre. Manchmal ist auch die Suchterkrankung als ein typisches Symptom einer anderen Störung zu sehen, z.B. bei einer Borderline-Störung, bei der oft Suchterkrankungen auftreten.

Wie hängen Psychosen mit Suchterkrankungen zusammen?

Patienten, die regelmäßig Suchtstoffe missbrauchen, leben mit einem hohen Risiko für die Entwicklung einer psychotischen Störung. Diese geht häufig mit belastenden psychischen Symptomen wie Halluzinationen und Wahnvorstellungen einher, kann aber auch gepaart mit aggressivem Verhalten sowie selbstverletzenden oder suizidalen Handlungen auftreten. Diese Psychose ist dann eindeutig auf nicht-organische Ursachen wie zum Beispiel einen Suchtmittelkonsum zurückzuführen.

Inwiefern kann eine Burnout-Erkrankung eine psychische Komorbidität der Sucht sein?

Patienten, die unter dauerhaftem Stress, permanenter Überforderung, einer schlecht angepassten Work-Life-Balance und einem überzogenen Ehrgeiz leiden, leben mit der Gefahr, früher oder später ein Burnout zu erleiden. Diese Erkrankung ist psychischer Natur und wird häufig auch als Erschöpfungsdepression bezeichnet. Die Störung geht zwar oftmals mit einem Substanzmittelgebrauch einher, allerdings ist dieser in der Regel nicht ursächlich für die psychische Störung, sondern vielmehr als Folge einzustufen. Weil die Patienten infolge der Burnout-Störung an Problemen wie Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Tinnitus und Leistungseinbußen leiden, greifen sie zu rauschfördernden Substanzen, die vermeintlich die Leistungskraft ankurbeln und über Beschwerden hinwegsehen lassen oder Schlafstörungen leichter machen. Dadurch entwickelt sich die Sucht als komorbide Begleiterkrankung und führt durch die zusätzlichen negativen Folgen zu einer Verstärkung der ursprünglichen Störung sowie ihrer belastenden Symptomatik.

Wie ist der Zusammenhang zwischen Sucht und chronischer Schmerzstörung?

Die betroffenen Menschen leiden über eine lange Zeit an starken Schmerzen, für die es oft keine eindeutige körperliche Ursache gibt, so dass die richtige Diagnose häufig erst nach einer Odyssee von Arzt zu Arzt gestellt wird. Um die unerklärlichen Schmerzen überhaupt ertragen zu können, greifen viele Patienten zu Schmerzmitteln wie Tramadol oder Tilidin und können durch den langen Einnahmezeitraum im ungünstigsten Fall eine Schmerzmittelabhängigkeit entwickeln.

Warum müssen Begleiterkrankungen in der Therapie von Suchtpatienten berücksichtigt werden?

Ganz gleich, ob Störungen wie z. B. eine Depression, auch in Form einer Erschöpfungsdepression möglich, eine Suchtproblematik ausgelöst haben oder durch diese verursacht wurden – um Abhängigkeitserkrankungen in den Griff zu bekommen und Ping-Pong-Effekte beider Erkrankungen zu vermeiden, ist eine ganzheitliche Behandlung notwendig. Das gelingt nur, wenn vor Beginn der Therapie alle Erkrankungen identifiziert und zueinander in Beziehung gesetzt werden. Dafür ist die Einstufung in Grund- und Begleiterkrankungen sehr hilfreich. Denn nur, wenn geklärt wird, ob eine Abhängigkeit Ursache oder Resultat einer anderen gesundheitlichen Störung ist, können die entsprechenden Maßnahmen zur Behandlung des Patienten ergriffen werden. Oft wird eine durch Alkohol ausgelöste Depressivität bereits durch die Alkoholabstinenz beendet. Schließlich ist Alkohol das größte Depressivum, was wir kennen.

Diesem Ansatz zu folgen, ist in der Praxis allerdings nicht immer einfach, da viele Kliniken bzw. Einrichtungen entweder die Abhängigkeitserkrankung oder die psychische Störung behandeln und den Gesamtzusammenhang nicht in Betracht ziehen. Daher sollten die betroffenen Menschen vor dem Entzug unbedingt überprüfen, ob die gewählte Suchtklinik die Sucht und ihre begleitenden Störungen gemeinsam behandelt.

Ihr Kontakt zur My Way Betty Ford Privatklinik

Wir sind auf die Behandlung von Suchtkrankheiten und Begleiterkrankungen spezialisiert. Unsere Fachärzte im Bereich Psychiatrie und Psychotherapie, Innere Medizin und Neurologie verfügen über umfangreiche Erfahrungen im Wechselspiel beider Erkrankungen und decken die wichtigsten komorbiden Fachgebiete ab. Wir bieten Ihnen konkret:

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Person steigt eine Treppe herauf und hält eine Fahne in der Hand. Auf einem Schild steht JA zum suchtfreien Leben.






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