Alpha-Trinker

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Aktualisiert am: 05.03.2021
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Alpha-Triner: alles Wichtige in 30 sec.

  • Der Alpha-Trinker ist einer der 5 Alkoholiker-Typen, die von dem US-amerikanischen Mediziner Elvin Morton Jellinek definiert wurden.
  • Er trinkt, um sich psychische Entlastung zu verschaffen und wird daher auch als Erleichterungstrinker bezeichnet.
  • Die Betroffenen sind physisch nicht abhängig; sie befinden sich in einer präalkoholischen Phase mit Tendenz zur psychischen Abhängigkeit.
  • Sie fallen dadurch auf, dass sie unproblematische Situationen als belastend empfinden und versuchen, diese durch Alkohol zu lösen.
  • Über kurz oder lang können Probleme nicht mehr ohne Alkohol bewältigt werden, so dass es zu einer Suchtentwicklung kommen kann.
  • Um sich aus riskanten Trinkmustern zu lösen, reicht meist eine ambulante Psychotherapie; bei einer Sucht ist ein Entzug erforderlich.
Inhalt

Alkohol als Problemlöser

Die meisten Menschen, die regelmäßig oder unregelmäßig Alkohol trinken, erhoffen sich hiervon einen bestimmten Effekt. So werden alkoholische Getränke besonders häufig zum Stressabbau genutzt, weil die dämpfende Wirkung des Ethanols vermeintlich beim Entspannen hilft. Bier, Wein oder andere Alkoholika generell werden gewissermaßen als Problemlöser missbraucht. Das ist auch beim sogenannten Alpha-Trinker der Fall. Personen, die diesem Trinker-Typ zuzuordnen sind, greifen vor allem dann zur Flasche, wenn sie unter Belastung stehen oder Konflikte zu bewältigen haben. Die Gefahr für eine psychische Abhängigkeit ist bei diesem Personenkreis besonders hoch.

Woher stammt die Bezeichnung Alpha-Trinker?

Der Alpha-Typ ist einer von fünf Alkoholiker-Typen, die in den 1960er Jahren vom US-amerikanischen Mediziner Elvin Morton Jellinek im Rahmen eines Phasenmodells zur Alkoholkrankheit vorgestellt wurden. Weitere Typen sind der Beta-Trinker, der Gamma-Trinker, der Delta-Trinker und der Epsilon-Trinker. All diese Typen fallen durch individuelle Trinkmuster und Verhaltensweisen auf:

Obwohl das Modell nach Jellinek den Eindruck entstehen lässt, dass jeder alkoholabhängige Mensch eindeutig in eine der genannten Kategorien einzuordnen ist, sieht es in der Realität oft anders aus. Schließlich verlaufen die Grenzen zwischen den verschiedenen Alkoholiker-Typen fließend. Das bedeutet, dass Personen gleichzeitig Problemtrinker und Geselligkeitstrinker sein können, oder dass ein Quartalssäufer Tendenzen eines Spiegeltrinkers aufweisen kann. In der heutigen Praxis werden die Typen nach Jellinek dementsprechend nur noch exemplarisch verwendet.

Was ist ein Alpha-Trinker?

Suchtkompendium: Was ist ein Alpha-Trinker?Der Alpha-Trinker nach Jellinek ist nicht körperlich abhängig, sondern weist Tendenzen einer psychischen Alkoholabhängigkeit auf. Daher zählt er noch nicht zu den Alkoholkranken, sondern befindet sich gewissermaßen in einer Vorstufe des Alkoholismus mit hohem Risiko, eine Alkoholkrankheit zu entwickeln. Normalerweise erleben Personen aus der Alpha-Kategorie keinen Kontrollverlust und verspüren auch kein starkes Verlangen nach Alkohol – das gilt zumindest in Situationen, in denen sie keine oder nur wenige Probleme durchleben.

Der Alpha-Trinker konsumiert Alkohol in erster Linie in Situationen, in denen er sich belastet fühlt. Die Wirkung des Alkohols verschafft ihm Erleichterung, weil sie dabei hilft, Spannungen und Stress abzubauen. Der Alpha-Typ wird deshalb häufig auch als Konflikttrinker oder Erleichterungstrinker bezeichnet.

Welche Verhaltensmuster sind typisch für Erleichterungstrinker?

Menschen mit diesem Trinkverhalten fallen meist nicht durch einen besonders hohen Alkoholkonsum auf und trinken für gewöhnlich auch nicht so viel, dass sie in einen Rauschzustand geraten. Stattdessen genehmigen sie sich beispielsweise ein Bier oder ein Glas Wein zum Feierabend, um den hektischen Arbeitsalltag hinter sich zu lassen oder einen Streit in der Familie zu vergessen. Trinker dieses Typs konsumieren teilweise nicht nur nach belastenden Situationen, sondern auch davor. Das kann zum Beispiel eine kleine Menge Alkohol vor einer Party sein, um selbstbewusster auftreten zu können, oder ein Gläschen vor einer Prüfung, um die Nervosität in den Griff zu bekommen.

Im normalen Leben fallen sie dadurch auf, dass sie viele Situationen, die allgemein als unproblematisch angesehen werden, bereits als stressig oder belastend einstufen. Nicht selten hängen diese belastenden Situationen mit sozialen Ereignissen zusammen. Examen, gesellschaftliche Anlässe oder Konflikte in der Familie sind typische Beispiele.

Ist der Alpha-Trinker ein Alkoholiker?

Beim Alpha-Typ sprechen Experten nicht von einer Alkoholabhängigkeit, sondern verweisen auf eine präalkoholische Phase. Hierbei handelt es sich um eine Phase, in der die Betroffenen noch die Möglichkeit haben, sich vor der Ausbildung eines Alkoholismus zu schützen. Tatsächlich aber ist die Gefahr, in eine Alkoholabhängigkeit zu rutschen, gerade bei einem stressinduzierten Trinkmuster besonders groß. Menschen, die problembehaftete Trinker sind, kennen oft keine anderen Strategien, um sich gegen seelische Belastungen zu wappnen oder sich in stressigen Situationen Erleichterung zu verschaffen. Sie greifen stattdessen zum Alkohol und warten darauf, dass sich nach dem Trinken Entspannung, Zufriedenheit und Vergessen einstellen. Gerade dieser ritualisierte Ablauf kann sich mit der Zeit verselbstständigen.

Wie wird der Alpha-Trinker zum Alkoholiker?

In den ersten Jahren des Alkoholkonsums besteht für Problemtrinker meist noch keine Gefahr, alkoholkrank zu werden. Der Konsum hält sich in Grenzen, es wird nicht täglich getrunken und auch die Kontrolle über das eigene Trinken ist vorhanden. Für den Körper und die Psyche kann der Alkoholkonsum aber schon jetzt negative Folgen haben. So besteht ein großes Risiko, bereits jetzt das sogenannte Suchtgedächtnis auszubilden, das die Abstinenz bei einer Alkoholabhängigkeit deutlich erschwert. Da der Alkohol im zentralen Nervensystem die Ausschüttung und den Transport diverser Neurotransmitter verändert und dafür sorgt, dass vermehrt Glückshormone produziert bzw. weitergeleitet werden, lernt das Gehirn den Konsum von Alkohol mit einer Belohnung gleichzusetzen. Alles in allem fühlt sich der Alpha-Trinker schon kurz nach dem ersten Glas Bier oder Wein deutlich besser. Dieses Verhalten wird im Laufe der Zeit immer stärker ritualisiert, bis Probleme irgendwann gar nicht mehr ohne Alkohol bewältigt werden können und andere Problemlösungsstrategien nicht mehr funktionieren. So zwingt das Suchtgedächtnis die Betroffenen dazu, immer häufiger und immer mehr zu trinken. In diesem Zusammenhang tritt dann auch eine Toleranzentwicklung auf. Um nach dem Konsum von Alkohol die gleiche Wirkung zu verspüren, müssen nach und nach immer größere Mengen getrunken werden. Auch wenn oben beschrieben wurde, dass sich diese Phase über Jahre hinzieht, kann selbstverständlich ein besonders belastendes Ereignis wie Scheidung, Tod eines Angehörigen, Kündigung usw., den Weg in die Alkoholerkrankung beschleunigen.

Wer wird zum Alpha-Trinker?

Besonders gefährdet für diese Form der Alkoholabhängigkeit sind Personen, die im Laufe ihres Lebens nur wenige oder unzureichende Konfliktbewältigungsstrategien erlernt haben. In schwierigen Situationen wissen sie sich nicht anders zu helfen, als sich mit Alkohol zu betäuben. Mit der Zeit steigt die Zahl der Situationen, die als belastend und schwierig empfunden werden. Durch das Auftreten körperlicher und psychischer Begleiterscheinungen des hohen Alkoholkonsums spitzt sich die Lage weiter zu. Darüber hinaus spielt bei den Erleichterungstrinkern auch das soziale Umfeld eine Rolle. Wer in einer Familie aufgewachsen ist, in der die erwachsenen Bezugspersonen in Stresssituationen zu Alkohol gegriffen haben, wird dieses Muster mit hoher Wahrscheinlichkeit später reproduzieren. Darüber hinaus gelten Menschen, die wenige soziale Kontakte oder Hobbys haben, als anfällig. Schließlich stehen ihnen dadurch nur geringe Möglichkeiten zur Verfügung, um Stress oder Konflikte ohne Alkoholkonsum auszugleichen. Wer dagegen zum Beispiel in einem Verein integriert ist, zuhause regelmäßig meditiert oder Sport treibt, kann auch bei diesen Aktivitäten Stress- und Konfliktpotenziale abbauen.

Welche Risiken gelten für den Erleichterungstrinker?

Der Alpha-Trinker muss grundsätzlich mit denselben physischen, psychischen und sozialen Folgen rechnen, die auch für andere Arten von Trinkern gelten. Dazu gehören unter anderem:

  • Erkrankungen der Leber (Fettleber & Leberzirrhose)
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Erhöhtes Krebsrisiko
  • Gehirn- und Nervenschäden
  • Depressionen
  • Angststörungen

Da viele Alpha-Trinker früher oder später ihre Konsummenge steigern, büßen sie irgendwann auch an Leistungsfähigkeit, Verlässlichkeit und Motivation ein. Andere Lebensbereiche werden dem übermäßigen Alkoholkonsum untergeordnet, so dass in der Familie, an der Arbeitsstelle und im sozialen Umfeld immer häufiger Konflikte entstehen. Gerade diese sind aber für den Problemtrinker besonders gefährlich, denn auch sie werden mit Alkohol bewältigt. Somit geraten die Betroffenen zunehmend stärker in eine Abwärtsspirale, der sie häufig nicht mehr allein entkommen können.

Welche Therapie ist für Erleichterungstrinker geeignet?

Wer als Alpha-Trinker noch keine Anzeichen von körperlicher und/oder psychischer Abhängigkeit verspürt, muss nicht zwangsläufig eine stationäre Therapie in Anspruch nehmen, um sich von seinen riskanten Trinkmustern zu lösen. Bringt ein Patient eine hohe Abstinenzmotivation mit, kann er zu diesem Zeitpunkt auch in einer ambulanten Psychotherapie oder im teilstationären Angebot einer Tagesklinik gut aufgehoben sein. Hierbei sollte die Behandlung vorrangig darauf abzielen, dem Betroffenen alternative Verhaltensstrategien zu vermitteln, damit dieser auf belastende Situationen anders als mit einem erhöhten Alkoholkonsum reagiert und die Entwicklung einer Alkoholsucht verhindert wird.

Sind dagegen bereits erste Anzeichen einer psychischen oder körperlichen Abhängigkeit erkennbar, sollte der Alpha-Trinker unbedingt einen qualifizierten Alkoholentzug, d. h. eine Entgiftung und Entwöhnung / Langzeittherapie, durchführen. Es geht um das Entwickeln und Erlernen neuer, gesunder Verhaltensstrategien und -muster und das Ergründen, wann und warum diese Art der Stressbewältigung gewählt wurde. Nur wer versteht, warum er oder sie auf bestimmte Art und Weise handelt, kann das Verhalten auch verändern. Die Alkoholiker lernen, innere Spannungen anders als über das Trinken zu lösen und bearbeiten die Ursachen, die in der Vergangenheit oder dem täglichen Leben zum gestörten Konfliktverhalten führen bzw. geführt haben. So gelingt es ihnen, langfristig mit dem Trinken aufzuhören.

Ihr Kontakt zur My Way Betty Ford Privatklinik

In unserer Klinik bieten wir Patienten mit unzureichenden Problem- und Konfliktbewältigungsstrategien eine individuelle Psychotherapie. Durch zusätzliche Therapien lernen die Alkoholkranken, wie sie Stress zum Beispiel über Sport, autogenes Training, Entspannungstechniken oder künstlerische Betätigungen abbauen können. Sie profitieren von:

  • einem langjährig bewährten und zertifizierten Therapiekonzept
  • der Entgiftung und Entwöhnung in einem Behandlungsschritt
  • maximaler Diskretion und Anonymität durch Aliasnamen
Person steigt eine Treppe herauf und hält eine Fahne in der Hand. Auf einem Schild steht JA zum suchtfreien Leben.






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