Was passiert bei der Einnahme von Tilidin und Alkohol außerdem?
Beim gleichzeitigen Konsum von Alkohol und Tilidin-haltigen Tropfen oder Tabletten können sich umgekehrt aber auch die Nebenwirkungen des Arzneimittels verstärken. Dies bedeutet ein größeres Risiko für Übelkeit und Beschwerden im Magen-Darm-Trakt, Schwindel, Müdigkeit oder Kopfschmerzen. Ebenfalls können Halluzinationen, Stimmungsschwankungen, Zittern oder Muskelzuckungen vermehrt auftreten. Darüber hinaus ist es möglich, dass die dämpfende Wirkung beider Substanzen zunimmt und so stark ausgeprägt ist, dass die Atemtätigkeit des Patienten beeinträchtigt wird. Dadurch kann eine Atemdepression eintreten, die schlimmstenfalls einen Atemstillstand nach sich zieht. In besonders schwerwiegenden Fällen kann der Mischkonsum zu Koma und Tod führen.
Ein weiterer wichtiger Faktor, der nicht außer Acht gelassen werden darf, ist die hohe Belastung für die Leber. Schließlich handelt es sich bei Tilidin um eine sogenannte Prodrug. Diese zeichnet sich dadurch aus, dass der Wirkstoff erst von der Leber verstoffwechselt werden muss, damit die intendierte Wirkung als Schmerzmittel einsetzen kann. Diese Verstoffwechselung in das schmerzwirksame Nortilidin dauert in der Regel rund 10 bis 20 min. Wird gleichzeitig Alkohol konsumiert, der ebenfalls über die Leber abgebaut wird, kann es passieren, dass sich der Wirkungseintritt des Medikaments unter Alkoholeinfluss verzögert. Dies birgt die Gefahr, dass Betroffene die Dosis eines Präparats ohne den Opioidantagonisten Naloxon bis hin zur lebensbedrohlichen Überdosierung eigenmächtig erhöhen.
Auch das Suchtrisiko steigt bei einem kombinierten Konsum von Tilidin und Alkohol rasant an. Schließlich bergen Opioide und Alkohol bereits als alleinige Substanz ein sehr hohes Suchtpotential – Menschen, die beide Stoffe gemeinsam einnehmen, müssen damit rechnen noch schneller abhängig zu werden. Das betrifft nicht nur Patienten, die regelmäßig eine hohe Dosis konsumieren, sondern kann bereits bei niedriger Dosierung und geringen, kontinuierlich zugeführten Alkoholmengen passieren.